Schloss Schwetzingen, Ehrenhofseite

HIER TICKT ETWAS NICHT RICHTIGDIE SCHWETZINGER UHREN

Wenn es um die Schwetzinger Schlossuhren geht, gibt es zwei Besonderheiten, die die Besucher ins Grübeln bringen. Auf der Gartenseite gibt es eine Uhr. Doch auf der Ehrenhofseite sind gleich zwei Uhren angebracht, deren große und kleine Zeiger vertauscht zu sein scheinen. Aber warum?

Schloss Schwetzingen, Ehrenhofseite

Zwei Uhren an der Ehrenhofseite des Schlosses.

HAT SICH DER KURFÜRST EINEN SCHERZ ERLAUBT?

Möchte man in Schloss Schwetzingen die Uhrzeit wissen, muss man nicht nur wegen der doppelten Uhr auf der Ehrenhofseite zweimal hinschauen. Bei den Uhren zeigen die großen Zeiger die Stunden und die kleinen Zeiger die Minuten an. Selbst Historiker, die sich intensiv mit der Geschichte des Schlosses befassen, sind ratlos. Sie halten es für wahrscheinlich, dass sich der Kurfürst mit den vertauschten Zeigern schlicht einen Scherz erlaubt hat. Vielleicht wollte er damit andeuten, dass Zeit beim Betreten seines Reiches keine Rolle spielen solle...

ANORDNUNG VOM KURFÜRSTEN PERSÖNLICH

Dass Kurfürst Carl Ludwig die Uhren wichtig waren, zeigt ein Schreiben vom 1. Juni 1663. Das ist das Jahr, in dem er das Schloss wieder aufbauen ließ, um hier seine Geliebte Luise von Degenfeld unterbringen zu können. Der Kurfürst ordnet an: Demnach des Pfälz. C.D. gnädigster Befehl ist, daß Cornelius Jansen so die Uhr zu Schwetzingen stellt, und die Pfauen, Schwäne und Hühner wartet und bis Dato aus der Kriegskasse gespeistes Tractament nebst einer Livree, Hose und Strümpfe nicht mehr daselbst, sondern aus der Kammermeisterei bezahlt werden solle.

Uhrwerk der Schwetzinger Schlossuhren
Uhrwerk der Schwetzinger Schlossuhren

Hinter der Uhr im Turm auf der Ehrenhofseite befindet sich das Uhrwerk, welches über Stangen alle drei Uhren betreibt.

Schloss Schwetzingen, Gartenseite

Das Schloss vom Garten aus.

WIEDERAUFBAU MIT DOPPELTER UHR

Nachdem das Schloss erneut zerstört worden war, gab Kurfürst Johann Wilhelm den Wiederaufbau 1711 in Auftrag. Sehr wahrscheinlich war es sein Architekt Johann Adam Breunig (um 1660–1727), der die zwei Uhren an der Ehrenhofseite plante. Auf einer Zeichnung in der Universitätsbibliothek Heidelberg sind sie deutlich zu sehen, genauso wie die Uhr an der Gartenseite auf einem Stich von 1720. Doch auch hier findet man keine Antworten und so werden die Besucher des Schlosses weiterhin rätseln müssen, warum die Uhren scheinbar falsch ticken.