Elisabeth Auguste von Pfalz-Sulzbach (1721–1794)
Unbekannter Künstler, wohl Umkreis Felix Anton Besold (gest. 1774)
82 x 65 cm
um 1743
Carl Theodor heiratete am 17. Januar 1742 seine Cousine Elisabeth Auguste von Pfalz-Sulzbach (1721-1794), die hier auf einem um 1743 entstandenen Porträt aus dem Umfeld des Mannheimer Hofmalers Felix Anton Besold (gest. 1774) dargestellt ist. Ihr Vater war der früh verstorbene Joseph Karl von Pfalz-Sulzbach (1694-1729), Bruder von Carl Theodors Vater; sie war damit seine Cousine ersten Grades. Ihre Mutter war Elisabeth Auguste Sophie von Pfalz-Neuburg (1693-1728), einzige überlebende Tochter des regierenden Kurfürsten Carl Philipp, somit war Elisabeth Auguste eine Enkelin des Kurfürsten. Die von diesem aus dynastischen Erwägungen arrangierte Verbindung war wenig glücklich, zumal sich kein Nachwuchs einstellen wollte. Die Kurfürstin galt als dominant und aufbrausend, auch mischte sie sich gerne in Staatsgeschäfte ein. Ein nach fast zwanzigjähriger Ehe im Juni 1761 geborener Sohn starb zum Entsetzen seiner Eltern in Folge von Geburtskomplikationen bereits am kommenden Tag. Die Kurfürstin zog sich alsbald mit ihrem Hofstaat auf das heute nicht mehr existierende Schloss Oggersheim zurück, wo sie ab 1768 nahezu dauerhaft lebte.
Ihrem hier vorgestellten Porträt fehlen zwar gehobene malerische Qualität und Abbildungstreue, doch weist es gegenüber allen andern von ihr existierenden Bildnissen eine singuläre Besonderheit auf: denn nur auf dieser Darstellung ist sie mit jenem prachtvollen Korsagenschmuck abgebildet, wie sie ihn zur Vermählung mit Carl Theodor am 17. Januar 1742 im Mannheimer Schloss trug, dem Tag ihres 21. Geburtstags. Das abgebildete Goldbrokatkleid dürfte identisch mit ihrem Hochzeitskleid sein, Tropfperlen zieren ihre kleine Puderfrisur, die Girandol-Ohrringe haben sich in einer späteren Überarbeitung der Jahre um 1750/60 in der Schatzkammer der Münchner Residenz bis heute erhalten. Am Handgelenk trägt sie ein Perlarmband mit dem edelsteinumrahmten Miniaturporträt ihres Gemahls. Von besonderem Interesse ist jedoch die Korsage: diese ist großflächig von einem mehrteiligen, aus Silber, Gold und Diamantrosen gefertigten Brustschmuck, der Bustière, bedeckt, an deren Ranken Birnperlen prangen. Das Schmuckensemble gehört zu den wenigen erhaltenen seiner Art und wird im Zustand einer etwas späteren Überarbeitung heute in der Schatzkammer der Münchner Residenz verwahrt (Inv. Nr. 1144, siehe hierzu auch C.L. Fuchs: Corsagenschmuck, in: Weltkunst 5, 2005, S. 70-71).
Die Hochzeitsfeierlichkeiten waren das glanzvollste Fest, das je am Mannheimer Hof begangen wurde, zumal es sich um eine Doppelhochzeit («gedoppeltes Beylager») handelte, denn neben der ältesten Enkelin des Kurfürsten wurde auch deren jüngere Schwester Maria Anna mit dem Herzog Clemens Franz von Bayern verheiratet. Die Festlichkeiten erstreckten sich über 14 Tage und 572 geladene Gäste des Hochadels und der internationalen Diplomatie fanden sich ein, darunter Wittelsbacher aus allen Familienzweigen, so auch Kurfürst Carl Albrecht von Bayern, der sich gerade auf dem Weg zu seiner eigenen Krönung zu Kaiser Karl VII. in Frankfurt am Main befand. Die Hochzeit war die praktische Umsetzung der in der «Wittelsbacher Hausunion» von 1724 beschlossenen, internen dynastischen Stärkung des verzweigten Herrschergeschlechts gegenüber dem Kaiserhaus Habsburg.
Dass die Damen des Hofes und vor allem die beiden hochadeligen Bräute bei den Festivitäten sich in ihrem luxuriösesten Putz zeigten, war absolutistisches Selbstverständnis und stellte mitunter sogar die Pracht am Hof von Versailles in den Schatten. Der zu den Festlichkeiten geladene französische Botschafter Marquis de Tilly wusste nicht unkritisch über die zur Schau gestellte, prachtvolle Ausstaffierung der Damen in die Heimat zu berichten:
«Der Glanz der Toiletten bei allen Galatagen, die so häufig sind, ruiniert hier die ganze Welt. Man ist hier mit Gold und Silber beladen und stirbt vor Hunger. Aber man kann es nicht ändern, da es nun einmal der Geschmack des Kurfürsten ist, und er sich nur denjenigen gnädig zeigt, die schön und viel Toilette machen» (zit. nach Ralf Wagner: Hochzeit und Eheleben à la Kurpfalz, oder amo te solo – ich liebe dich allein?, in: Schwetzinger Zeitung vom 15.01.2021).
Das Fest war auch ein letzter Glanzpunkt im Leben des hochbetagten Kurfürsten Carl Philipp, der seit dem Tod seiner geliebten Tochter (1728), der Mutter Elisabeth Augustes, keine derartigen Festlichkeiten mehr hatte ausrichten lassen. Doch hier, nur elf Monate vor seinem eigenen Ableben, bot er alles an Lustbarkeiten auf, die das Barockzeitalter zu bieten hatte: «Es gab Festbankette, Maskenbälle, eine Hochzeitsoper im eigens dafür gebauten Hofopernhaus, Wein im Schlosshof für die Bevölkerung, eine Illumination der Stadt mit anschließendem Feuerwerk und vieles mehr.» (zit. nach Wagner 2021, s.o.)
Als Kuriosum ist ferner bezeugt, dass sich der 80-jährige, in seiner Jugend als «tanzwütig» beschriebene Kurfürst ebenfalls aktiv am Menuett beteiligte: von seinem Diener im Rollstuhl sitzend zu den Tanzschritten im Saal umher geschoben, wäre er durch ein Missgeschick beinahe aus seinem Gefährt zu Boden gestürzt.