Schloss und Schlossgarten Schwetzingen, Präsentation „Familie und Mätressen“

CARL THEODOR: FAMILIE UND MÄTRESSENÜbersicht der Exponate

Insgesamt elf beeindruckende Porträts werden erstmalig in den kurfürstlichen Räumen präsentiert und werfen ein neues Licht auf den Herrscher. Ermöglicht wird dies durch großzügige Leihgaben aus der ansonsten der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Sammlung Heinstein.

Porträt Herzog Johann Christian von Pfalz-Sulzbach, Jan Frans van Douven (um 1724)

Johann Christian von Pfalz-Sulzbach (1700-1733), Vater Carl Theodors

Jan Frans van Douven (1656 - 1727) zugeschrieben
85,5 x 65 cm
um 1724

Das Porträt von der Hand des Düsseldorfer Hofmalers Jan Frans Douven (1656-1727) zeigt den Vater Carl Theodors, Johann Christian von Pfalz-Sulzbach (1700-1733) im Alter von 24 Jahren. Er trägt über dem Harnisch die Collane (Halskette) des Hubertusordens, dessen dazugehöriger Bruststern mit der Losung «In Trau vast» (In Treue fest) rechts auf dem hermelinverbrämten Mantel ins Bild gesetzt ist. Die Allongeperücke ist am linken unteren Ende zu einem Knoten gebunden, ein modisches Signum der Jahre um 1720. Da sich beim regierenden Kurfürsten Carl Philipp aus dem Haus Pfalz-Neuburg kein männlicher Nachwuchs abzeichnete, stand für diesen Erbfall genealogisch die Nebenlinie Pfalz-Sulzbach als Agnaten zur Übernahme der pfälzischen Kurwürde bereit. Zunächst galt der ältere Bruder des hier dargestellten, Joseph Carl von Pfalz-Sulzbach (1694-1729) als Nachfolger. Er war der Vater der späteren Gattin Carl Theodors, Elisabeth Auguste. Doch dieser erlag im Alter von erst 35 Jahren auf dem von ihm in Aussicht auf seine vermeintliche Nachfolge als Kurfürst nahe Mannheim erbauten Schloss Oggersheim einer Typhus-Infektion. So rückte mit einem Mal dessen bis dahin kaum wahrgenommene jüngere Bruder Johann Christian als nunmehriger Erbprinz von Pfalz-Sulzbach in die erste Reihe der Anwärter. Mit seinem am 10.12.1724 geborenen Sohn Carl Theodor verfügte er, anders als sein verstorbener Bruder, sogar über einen männlichen Nachkommen. Doch auch Johann Christian starb bereits im Juli 1733 im Alter von erst 33 Jahren (siehe Bild 3). Sein minderjähriger Sohn Carl Theodor war nun Präsumptiverbe (wahrscheinlicher Erbe) der pfälzischen Kurwürde.


Porträt Carl Theodor, Georg Desmarées (1743/45)

Marie Anne Henriëtte Leopoldine de La Tour d’Auvergne (1708–1728), Mutter Carl Theodors

Jan Frans van Douven (1656 - 1727), attr.
85, 5 x 66 cm
um 1724

Dargestellt ist die Mutter Carl Theodors, Marie Anne Henriëtte Leopoldine de La Tour d’Auvergne (1708–1728) im jugendlichen Alter von 16 Jahren. Sie entstammte einer der angesehensten Adelsfamilien Frankreichs, nach der noch heute in Paris zwei Straßen benannt sind und die mit Generalfeldmarschall Henri de La Tour d’Auvergne, Vicomte de Turenne (1611-1675) ihren bekanntesten Vertreter hervorbrachte. Dieser war ein jüngerer Bruder ihres Urgroßvaters. Ihr Vater war der früh verstorbene François Egon, Prince d’Auvergne (1675 -1710), Marquis von Bergen op Zoom, die Mutter war Marie Anne Prinzessin von Arenberg (1689 -1736). Diese hatte ihren Witwensitz auf Schloss Drogenbos bei Brüssel. Ihre hier im Porträt vorgestellte Tochter heiratete 1722 den politisch eher unbedeutenden Johann Christian aus dem kleinen Herzogtum Pfalz-Sulzbach, der zu dieser Zeit allenfalls als der Bruder des zukünftigen Kurfürsten von der Pfalz wahrgenommen wurde. Der gemeinsame Sohn Carl Theodor erblickte am 10. Dezember 1724 auf Schloss Drogenbos das Licht der Welt, wo er auch seine Kindheit verbrachte; seine Muttersprache war Französisch. Am 20. Mai 1728 wurde dem Paar noch die Tochter Marie Anne Louise Henriette geboren, die jedoch bereits einen Monat darauf starb. Die Mutter folgte ihr vier Wochen später, am 28. Juli 1728 im Alter von gerade einmal 19 Jahren, womit Carl Theodor mit 3 ½ Jahren Halbwaise geworden war. Sein Vater heiratete in zweiter Ehe 1731 eine Prinzessin aus dem Haus Hessen-Rheinfels-Rotenburg, doch die Verbindung blieb ohne Nachkommen.
Von der früh verstorbenen Mutter des Kurfürsten existiert nur dieser Bildnistypus aus dem Atelier des kurpfälzischen Hofmalers van Douven in Düsseldorf, von dem bis heute nur ganz wenige Werkstatt-Wiederholungen bekannt geworden sind


Porträt Herzog Johann Christian von Pfalz-Sulzbach, Unbekannter Maler, wohl Johann Philipp von der Schlichten um 1732

Johann Christian von Pfalz-Sulzbach (1700-1733), Vater Carl Theodors

Unbekannter Maler, wohl Johann Philipp von der Schlichten (1681 - 1745)
85,5 x 68 cm
um 1732

Dieses um 1730/33 wohl vom Mannheimer Hofmaler Johann Philipp von der Schlichten (1681-1745) gemalte Porträt zeigt wiederum Carl Theodors Vater Johann Christian von Pfalz-Sulzbach im Alter von ungefähr 30 Jahren. Es handelt sich insofern um ein fast erschütterndes Bilddokument, als es einen Menschen zeigt, dessen Physis nichts mehr mit dem dynamisch wirkenden Prinzen auf dem nur wenige Jahre zuvor entstandenen Bildnis (siehe Bild 1) gemeinsam hat: in Folge seiner ausufernden Neigung zu Speis’ und Trank war der ansehnliche junge Prinz binnen fünf oder sechs Jahren zu einem Barockfürsten von enormer Körperfülle gereift. Hinzu kam eine schwere Diabeteserkrankung, seinerzeit wegen des unstillbaren Durstes der Erkrankten nur als «Wassersucht» bezeichnet. Er starb mit nur 33 Jahren, gezeichnet von seinem schweren Leiden und den daraus erwachsenen Komplikationen. Sein einziger Sohn Carl Theodor war damit im Alter von acht Jahren Vollwaise. Dieser war nun Pfalzgraf und Herzog von Sulzbach und  durch das mütterliche Erbe Marquis von Bergen op Zoom. Der regierende Kurfürst Carl Philipp von der Pfalz holte ihn zur weiteren Erziehung 1734 von Brüssel nach  Mannheim und bereitete ihn in den kommenden acht Jahren auf die Übernahme  der Kurfürstenwürde vor.

Das hier vorgestellte Bildnis seines Vaters dürfte in dessen letzte beiden Lebensjahre datieren, da ein in den Reiss-Engelhorn Museen zu Mannheim befindliches Porträt von Pierre Goudreaux aus dem Jahr 1730 ihn zwar stark beleibt, doch im Gesicht noch deutlich weniger stark aufgeschwemmt zeigt (RMM 1978/4).


Porträt Elisabeth Auguste von Pfalz-Sulzbach, Unbekannter Künstler, wohl Umkreis Felix Anton Besold (1743)

Elisabeth Auguste von Pfalz-Sulzbach (1721–1794)

Unbekannter Künstler, wohl Umkreis Felix Anton Besold (gest. 1774)
82 x 65 cm
um 1743

Carl Theodor heiratete am 17. Januar 1742 seine Cousine Elisabeth Auguste von Pfalz-Sulzbach (1721-1794), die hier auf einem um 1743 entstandenen Porträt aus dem Umfeld des Mannheimer Hofmalers Felix Anton Besold (gest. 1774) dargestellt ist. Ihr Vater war der früh verstorbene Joseph Karl von Pfalz-Sulzbach (1694-1729), Bruder von Carl Theodors Vater; sie war damit seine Cousine ersten Grades. Ihre Mutter war Elisabeth  Auguste Sophie von Pfalz-Neuburg (1693-1728), einzige überlebende Tochter des regierenden Kurfürsten Carl Philipp, somit war Elisabeth Auguste eine Enkelin des Kurfürsten. Die von diesem aus dynastischen Erwägungen arrangierte Verbindung war wenig glücklich, zumal sich kein Nachwuchs einstellen wollte. Die Kurfürstin galt als dominant und aufbrausend, auch mischte sie sich gerne in Staatsgeschäfte ein. Ein nach fast zwanzigjähriger Ehe im Juni 1761 geborener Sohn starb zum Entsetzen seiner Eltern in Folge von Geburtskomplikationen bereits am kommenden Tag. Die Kurfürstin zog sich alsbald mit ihrem Hofstaat auf das heute nicht mehr existierende Schloss Oggersheim zurück, wo sie ab 1768 nahezu dauerhaft lebte.

Ihrem hier vorgestellten Porträt fehlen zwar gehobene malerische Qualität und Abbildungstreue, doch weist es gegenüber allen andern von ihr existierenden Bildnissen eine singuläre Besonderheit auf: denn nur auf dieser Darstellung ist sie mit jenem prachtvollen Korsagenschmuck abgebildet, wie sie ihn zur Vermählung mit Carl Theodor am 17. Januar 1742 im Mannheimer Schloss trug, dem Tag ihres 21. Geburtstags. Das abgebildete Goldbrokatkleid dürfte identisch mit ihrem Hochzeitskleid sein, Tropfperlen zieren ihre kleine Puderfrisur, die Girandol-Ohrringe haben sich in einer späteren Überarbeitung der Jahre um 1750/60 in der Schatzkammer der Münchner Residenz bis heute erhalten. Am Handgelenk trägt sie ein Perlarmband mit dem edelsteinumrahmten Miniaturporträt ihres Gemahls. Von besonderem Interesse ist jedoch die Korsage: diese ist großflächig von einem mehrteiligen, aus Silber, Gold und Diamantrosen gefertigten Brustschmuck, der Bustière, bedeckt, an deren Ranken Birnperlen prangen. Das Schmuckensemble gehört zu den wenigen erhaltenen seiner Art und wird im Zustand einer etwas späteren Überarbeitung heute in der Schatzkammer der Münchner Residenz verwahrt (Inv. Nr. 1144, siehe hierzu auch C.L. Fuchs: Corsagenschmuck, in: Weltkunst 5, 2005, S. 70-71).

Die Hochzeitsfeierlichkeiten waren das glanzvollste Fest, das je am Mannheimer Hof begangen wurde, zumal es sich um eine Doppelhochzeit («gedoppeltes Beylager») handelte, denn neben der ältesten Enkelin des Kurfürsten wurde auch deren jüngere Schwester Maria Anna mit dem Herzog Clemens Franz von Bayern verheiratet. Die Festlichkeiten erstreckten sich über 14 Tage und 572 geladene Gäste des Hochadels und der internationalen Diplomatie fanden sich ein, darunter Wittelsbacher aus allen Familienzweigen, so auch Kurfürst Carl Albrecht von Bayern, der sich gerade auf dem Weg zu seiner eigenen Krönung zu Kaiser Karl VII. in Frankfurt am Main befand. Die Hochzeit war die praktische Umsetzung der in der «Wittelsbacher Hausunion» von 1724 beschlossenen, internen dynastischen Stärkung des verzweigten Herrschergeschlechts gegenüber dem Kaiserhaus Habsburg.

Dass die Damen des Hofes und vor allem die beiden hochadeligen Bräute bei den Festivitäten sich in ihrem luxuriösesten Putz zeigten, war absolutistisches Selbstverständnis und stellte mitunter sogar die Pracht am Hof von Versailles in den Schatten. Der zu den Festlichkeiten geladene französische Botschafter Marquis de Tilly wusste nicht unkritisch über die zur Schau gestellte, prachtvolle Ausstaffierung der Damen in die Heimat zu berichten:

«Der Glanz der Toiletten bei allen Galatagen, die so häufig sind, ruiniert hier die ganze Welt. Man ist hier mit Gold und Silber beladen und stirbt vor Hunger. Aber man kann es nicht ändern, da es nun einmal der Geschmack des Kurfürsten ist, und er sich nur denjenigen gnädig zeigt, die schön und viel Toilette machen» (zit. nach Ralf Wagner: Hochzeit und Eheleben à la Kurpfalz, oder amo te solo – ich liebe dich allein?, in: Schwetzinger Zeitung vom 15.01.2021).

Das Fest war auch ein letzter Glanzpunkt im Leben des hochbetagten Kurfürsten Carl Philipp, der seit dem Tod seiner geliebten Tochter (1728), der Mutter Elisabeth Augustes, keine derartigen Festlichkeiten mehr hatte ausrichten lassen. Doch hier, nur elf Monate vor seinem eigenen Ableben, bot er alles an Lustbarkeiten auf, die das Barockzeitalter zu bieten hatte: «Es gab Festbankette, Maskenbälle, eine Hochzeitsoper im eigens dafür gebauten Hofopernhaus, Wein im Schlosshof für die Bevölkerung, eine Illumination der Stadt mit anschließendem Feuerwerk und vieles mehr.» (zit. nach Wagner 2021, s.o.)

Als Kuriosum ist ferner bezeugt, dass sich der 80-jährige, in seiner Jugend als «tanzwütig» beschriebene Kurfürst ebenfalls aktiv am Menuett beteiligte: von seinem Diener im Rollstuhl sitzend zu den Tanzschritten im Saal umher geschoben, wäre er durch ein Missgeschick beinahe aus seinem Gefährt zu Boden gestürzt.


Porträt Carl Theodor von der Pfalz, Werkstatt des Georg Desmarées (um 1746/47)

Carl Theodor von der Pfalz

Georg Desmarées (1697 – 1776), Werkstatt
110 x 100 cm
um 1746/47

Das sehr qualitätvolle Gemälde zeigt den jungen Kurfürsten Carl Theodor wie ihn der aus Schweden stammende Hofmaler Georg Desmarées (1697-1776) in Szene setzte. Der Künstler war seit 1730 zunächst am Münchner, dann 1745-49 am Bonner Hof beschäftigt und wird zu den wichtigsten Porträtisten des Rokokos gezählt. Die nach unten zum Kniestück nur leicht erweiterte Urfassung des vorliegenden Bildes in Halbfigur dürfte 1746/47 am Bonner Hof entstanden sein: dort weilte der Dargestellte nebst Gattin und weiteren hochrangigen Vertretern der pfälzischen Wittelsbacher von Mitte Oktober 1747 bis Frühjahr 1748 auf Einladung des Kurfürsten Clemens August von Bayern (1700-1761). Da Desmarées zu dieser Zeit auch andere Mitglieder der Wittelsbacher porträtierte, so die Kurfürstin, deren Schwester Maria Franziska nebst Gatten Friedrich Michael von Pfalz-Zweibrücken, scheint die Annahme bezüglich des Entstehungskontexts gesichert.

Es ist zum allgemeinen Verständnis der Porträtmalerei jener Zeit wichtig zu verinnerlichen, dass die Porträtierten stets nur für eine zeitlich überschaubare Sitzung dem Maler zur Skizzierung des Gesichts und Kopfes Modell saßen. Sämtliche weiteren Bildelemente und Attribute wurden erst später im Atelier hinzugefügt, oftmals unter Zuhilfenahme von entsprechend eingekleideten Modellpuppen in Lebensgröße. Auf dem hier vorgestellten Bildnis ist der junge Kurfürst in einem fiktiven Innenraum mit Balustrade, Säule und Draperie nebst Landschaftsausblick dargestellt. Die Perücke ist mit einem schwarzen Band zu einem Zopf gebunden. Er trägt den roten Kurmantel mit dem Kragen aus Hermelin und darüber die Collane des Hubertusordens. Dieser war ursprünglich ein Orden der Herrschaft Jülich-Kleve und wurde 1708 von Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz erneuert. Erst unter Carl Theodor wurde er 1745 zu einem rein kurpfälzischen Orden. In der Rechten hält er den Kommandostab, Symbol seiner weltlichen Macht als Oberbefehlshaber der landeseigenen Armee. Die Linke ruht auf dem Kurhut, Symbol seiner Kurwürde, der auf einem blauen Paradekissen zur Schau gestellt wird. Dahinter, etwas verdeckt, ist die Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reichs zu erblicken, ein Hinweis auf das hohe Amt der Kurfürsten von der Pfalz als Reichsvikar, sprich Stellvertreter des verstorbenen Kaisers bis zur Wahl von dessen Nachfolger (Interregnum), das seit 1745 abwechselnd mit den Kurfürsten von Bayern ausgeübt wurde. Carl Theodor hatte das Amt des Reichsvikars 1790 und 1792 für jeweils wenige Monate inne. Die Tradition wollte es, dass zu diesem hohen Anlass auch Sondermünzen geprägt wurden. Mit dem vorliegenden Bildnistypus schuf Desmarées jedenfalls eine äußerst repräsentative und elegante Darstellung, die in den 1740er Jahren in vielen Werkstattarbeiten wiederholt und allenfalls hinsichtlich des Bildformats, der Körperdrehung und der ins Bild gesetzten Attribute variiert wurde.


Porträt Elisabeth Auguste von der Pfalz, Wohl Johann Georg Ziesenis (1745)

Elisabeth Auguste von der Pfalz

Wohl Johann Georg Ziesenis (1716 – 1776), Nachfolge
96 x 74 cm
um 1745

Das Gemälde stellt die junge Kurfürstin Elisabeth Auguste in prächtiger Robe um 1745 dar und stammt wohl aus der Werkstatt des bedeutenden Porträtisten Johann Georg Ziesenis (1716-1776), der hier eventuell nach einer Vorlage von Desmarées gearbeitet hat. Der Künstler ist seit Anfang der 1740er Jahre von Frankfurt kommend in Mannheim nachweisbar und dominierte die kurpfälzische Porträtmalerei für fast zwei Jahrzehnte bis zu seiner späteren Verpflichtung als kurfürstlicher Hofmaler in Hannover: seine durch Werkstattwiederholungen verbreiteten Porträts des jungen kurfürstlichen Paares prägen bis heute das Bild dieser Zeit. Im vorliegenden «portrait d’apparat» (Staatsporträt) trägt die Gattin Carl Theodors einen purpurnen Mantel mit reichem Hermelinbesatz als Zeichen ihrer hochadeligen Abkunft. Im Kleid sind als Korsagenschmuck tropfenförmige Perlen und Edelsteine eingearbeitet, im gepuderten Haar trägt sie eine Aigrette mit Perlen und Brillanten. Das Ohrgehänge ist ebenfalls mit kostbaren Steinen und Perlen besetzt. Die Ärmel ihres Seidenkleids weisen reichen Spitzenbesatz auf. Auf einem Tisch ruht, wie stets bei offiziellen Bildnissen, die Kurkrone auf einem goldbestickten Paradekissen aus blauem Samt, Insignum der Kurwürde.

Das Bildnis weist einen hohen Ähnlichkeitsgrad auf, wie Porträtdarstellungen von der Hand anderer Künstler bezeugen. Ihre Physiognomie repräsentierte durchaus kein Schönheitsideal der Zeit: die Wangen etwas füllig und in späteren Jahren hängend, die Nase eher breit und dabei langgestreckt, das Kinn schon in jungen Jahren eher gerundet. Nachdem die Ehe mit Carl Theodor zwar von gegenseitigem Respekt geprägt, aber eben als nicht gerade glücklich bezeichnet werden konnte, unterhielt sie schon früh diverse Liebschaften: so bereits in den 1740er Jahren mit ihrem Schwager, dem bayerischen Prinzen Clemens Franz de Paula (1722-1770). Ebenfalls schwärmte sie für ihren weiteren Schwager, Friedrich Michael von Pfalz-Zweibrücken (1724-1767). Seit 1754 unterhielt sie überdies eine Jahrzehnte währende Liebesbeziehung mit ihrem Obristhofmeister Karl Ludwig Freiherr von Rodenhausen (1719–1804).

Carl Theodor blieb seiner Gattin ungeachtet seiner eigenen zahlreichen Mätressen und der ihr nachgesagten Liebschaften wohl gesonnen und hat sie zeitlebens nicht verstoßen, wie dies an anderen Höfen durchaus üblich war. Er sah bis auf eine einzige Ausnahme über sämtliche ihrer Eskapaden hinweg: am 19. November 1763 war der Großmeister der Garderobe und Intendant der kurfürstlichen Hofmusik Carl Christian Freiherr von Eberstein (1724-1795) mit einer Pistole bewaffnet in das Schlafgemach von Elisabeth Auguste eingedrungen, um sie in verliebter Raserei zur Erfüllung seiner womöglich bis dahin unerfüllten Wünsche zu drängen. Eberstein wurde umgehend verhaftet, für geisteskrank befunden und auf der Veste Dilsberg inhaftiert. Von dort wurde er ins Weinheimer Karmeliterkloster verbracht wo er die folgenden 31 Jahre bis zu seinem Tod gefangen gehalten wurde. Da der Kurfürst ansonsten gelassen über die amourösen Eskapaden seiner Gattin hinwegzusehen pflegte, ist anzunehmen, dass ihn allein die kriminelle und ungeheure Tat des ihm als unzurechnungsfähig dünkenden v. Eberstein zu diesem in seiner langen Regierungszeit einzigartig drakonischen Bestrafungsakt motivierte.

Die Kurfürstin fand in den Jahren nach dem verstörenden Vorfall ihren Lebensmittelpunkt auf dem von ihrem Vater erbauten Schloss Oggersheim, der dort schon 1724 eine Loretokapelle hatte errichten lassen. Diese ließ sie 1774-77 vom kurpfälzischen Hofarchitekten Peter Anton von Verschaffelt mit der noch heute bestehenden frühklassizistischen Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt überbauen.

Das Schicksal wollte es, dass sie am Ende ihres Lebens noch einmal in räumliche Nähe zu dem bedauernswerten, in Weinheim inhaftierten v. Eberstein kam: Ende 1793 musste die inzwischen betagte Landesmutter vor den linksrheinisch vorrückenden Truppen der französischen Armee von Schloss Oggersheim ins Weinheimer Schloss fliehen, in dessen unmittelbarer Nachbarschaft v. Eberstein seit nunmehr 30 Jahren inhaftiert war. Die Kurfürstin starb wenige Monate später, im August 1794 im Alter von 73 Jahren in Weinheim. In einem nächtlichen Fackelzug, wie ihn laut Zeitzeugen die kurpfälzischen Lande noch nicht gesehen hatten, wurde ihr Leichnam feierlich entlang der Bergstraße zur Bestattung in die Heidelberger Karmeliterkirche geleitet. Nach Auflösung des Klosters überführte man den Sarg 1805 in eine der Münchner Grablegen der Wittelsbacher, wo er sich noch heute befindet. Eberstein starb im Jahr darauf ebenfalls in Weinheim im Alter von 71 Jahren, ohne je das Licht der Freiheit wieder erblickt zu haben.


Porträt Françoise Després-Verneuil mit Sohn oder Tochter, Johann Wilhelm Hoffnas attr. (um 1764/65)

Wohl Françoise Després-Verneuil († 1765), spätere Gräfin von Parkstein, mit Sohn oder Tochter

Johann Wilhelm Hoffnas (1727 – 1795), attr.
94 x 75 cm (110 x 90 cm inkl. Rahmen)
wohl 1764/65

Carl Theodor unterhielt im Laufe seines Lebens diverse Liebschaften mit jungen Frauen, die zumeist am Hoftheater als Tänzerinnen oder Schauspielerinnen beschäftigt waren. Die Zahl seiner unehelichen Kinder wird gerne legendenhaft in die Dutzende gehend übertrieben, tatsächlich weiß man gesichert von sieben Sprösslingen aus seinen Liaisons, von denen sechs das Erwachsenenalter erreichten.

In den Jahren um 1760-65 unterhielt Carl Theodor eine außereheliche Beziehung mit der französischen Schauspielerin und Tänzerin am Mannheimer Hoftheater Françoise Després-Verneuil (gest. 1765), die er 1762 mit Verweis auf das 1714 von Pfalz-Sulzbach erworbene Pflegamt Parkstein zur «Freiin von Parkstein» erhob. Aus der Verbindung gingen zwei Kinder hervor. Zunächst erblickte 1762 die Tochter Caroline Franziska Dorothea das Licht der Welt. Sie war schwerhörig und konnte gemäß Überlieferung zunächst kaum sprechen, wurde vom Kurfürsten jedoch mit Legitimationspatent vom 27. August 1762 als leibliches Kind anerkannt. 1764 wurde dem Liebespaar noch ein Sohn geboren, der, wie auch die Kindsmutter, bereits 1765 starb.

Das weitere Schicksal der überlebenden Tochter ist bekannt. Nachdem  sich zunächst kein Heiratskandidat für sie fand, ehelichte sie den 30 Jahre ältere  n kurpfälzische n Obristjägermeister  Graf Friedrich Wilhelm von Ysenburg-Birstein und bekam mit ihm sechs Kinder, von denen nur zwei überlebten. Das Paar wohnte kurze Zeit im 1760 vom Architekten Rabaliatti erbauten Ysenburgschen Palais in Schwetzingen direkt am Schlosspark (Forsthausstraße), zog aber mit dem Hofstaat bereits 1778 nach München. Versuche des Kurfürsten, seine Tochter beim Kaiser in Wien zur «Gräfin Parkstein» erheben zu lassen, scheiterten: es erfolgte am 16. 01. 1776 lediglich eine Nobilitierung zur «Gräfin Bergstein», benannt nach einem Örtchen in der Eifel. Dessen ungeachtet nannte sich die uneheliche Tochter Carl Theodors in etwas freier Auslegung des ihrer Mutter vom Kurfürsten verliehenen Namens weiterhin «Gräfin Parkstein». Ihre Nachkommenschaft lebt bis heute u.a in Zweigen der gräflichen Häuser von Thun und Hohenstein und derer von Plettenberg fort (s. Nebinger, Gerhart: Die Nachkommen des Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz und Bayern (Pfalzbaiern), in: Blätter des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde, 1979, Bd. XIII, Heft 9/10, S. 352-74, hier S. 361-62).

Laut mündlicher Überlieferung und beiliegender Gutachten des 19. Jahrhunderts, soll es sich bei dem hier abgebildeten Porträt einer Dame mit Kleinkind genau um besagte Mätresse des Kurfürsten, die Tänzerin Françoise Després-Verneuil «Freiin von Parkstein», nebst dem 1764 geborenen Sohn handeln. Eindeutige quellengestützte Belege hierzu fehlen, doch ergeben sich einige bildimmanente Indizien, die die Vermutung stützen. Dies ist in erster Linie die unverkennbare, fast übertrieben bemühte physiognomische Ähnlichkeit des überaus prächtig gekleideten Kindes mit dem Kurfürsten, ganz als solle auf diesem Wege dessen Abkunft noch einmal sinnfällig unterstrichen werden. Da seinerzeit in Adelskreisen Kinder beiderlei Geschlechts langgewandete Kleidchen trugen, lässt allenfalls die Physiognomie erkennen, dass hier ein Junge dargestellt sein soll. Des Weiteren verweist die gesamte Porträtdarstellung stilistisch in das Umfeld des Mannheimer Hofs der Jahre um 1760. Insbesondere die spezifische Wiedergabe der Augen ist ein ganz markantes Stilmerkmal des just seit 1760 in Mannheim tätigen und aus Westfalen stammenden Johann Wilhelm Hoffnas (1727-1795). Dass genau dieser, das Vertrauen des Kurfürsten offenbar in besonderer Weise genießende Künstler nur wenige Jahre später auch ein Porträt von Carl Theodors neuer Geliebten Josepha Seyffert schaffen sollte, untermauert die Vermutung hinsichtlich der Identität der beiden Dargestellten. Dem interessanten Doppelportrait sind sowohl private als auch öffentliche Aspekte eigen: sehr wohl sitzt die Dargestellte mit ihrem fürstlich ausstaffierten Kleinkind in einem Innenraum, doch trägt sie den «habit de ville» (Stadtkleidung), mit hellem Seidenkleid und Ausgehhut, dergestalt vorbereitet für den Ausgang außer Haus. Ikonographisch aussagekräftig ist auch der schwarze Spitzenschleier (mantille de dentelle noir) der über die Kopfbedeckung geworfen ist: hierbei handelte es sich für gewöhnlich nicht um eine Trauerbezeugung , sondern um ein modisches Accessoire, das seinerzeit als ein Symbol für häusliches Glück (félicité domestique) galt, wie dies von Jean-Marc Nattiers 1748 gemalten Porträt der französischen Königin Marie Leszczynska «en habit de ville» bekannt ist.


Porträt Karl August Friedrich Joseph, Graf von Heydeck, Reichsfürst von Bretzenheim, Heinrich Carl Brandt (1782)

Karl August Friedrich Joseph, Graf von Heydeck, Reichsfürst von Bretzenheim, (24. Dezember 1768 - 27. Februar 1823), als Großprior des Malteserordens zu Bayern

Heinrich Carl Brandt (1724 – 1787)
70 x 56 cm
1782

Die große Liebe im langen und bewegten Leben Carl Theodors war unstrittig die Figurantin und Tänzerin am Mannheimer Hoftheater Maria Josepha Seyffert  (1748-1771). Die gebürtige Mannheimerin war wohl eine Tochter des dortigen Hofkanzlisten Seyffert  und ist dem Kurfürsten 1765/66 bei einer Theatervorstellung aufgefallen. Zwischen der 17-Jährigen und dem fast 25 Jahre älteren Kurfürsten entspann sich eine leidenschaftliche Liebesbeziehung und er erhob seine Geliebte bereits 1767 zur «Gräfin Heydeck». Im Januar 1768 wurde die Tochter Caroline geboren, bereits im Dezember des gleichen Jahres der Sohn Carl August. Beide waren unmittelbar nach der Geburt vom Kurfürsten als leibliche Kinder legitimiert worden. Carl Theodor war die Beziehung und die daraus entstandenen Kinder eindeutig Familienersatz, denn er kümmerte sich um deren Wohlergehen weit intensiver als bei derartigen Liaisons üblich. So erwarb er für sie ein Haus direkt dem Mannheimer Schloss gegenüber, um ihnen immer nahe zu sein. Im Dezember 1771 wurde dem ungleichen Paar noch die Zwillinge Eleonore und Friederike geboren. Von der Zwillingsgeburt sollte sich die Mutter jedoch nicht erholen: Josepha Seyffart, nunmehrige Gräfin Heydeck, starb keine drei Wochen nach der Niederkunft, am 27. Dezember 1771 mit erst 23 Jahren. Der Kurfürst war untröstlich über den Verlust: er verfasste einen emotionalen Nachruf, in dem er u.a. ihre Sanftmut und Hilfsbereitschaft hervorhob. Bestattet wurde sie zunächst im heute nicht mehr erhaltenen Karmeliterkloster zu Mannheim. Wenige Jahre später wurde sie in die Kapelle von Schloss Zwingenberg im Neckartal überführt, einer Herrschaft ihres Sohnes, wo sie noch heute ruht und ihr Epitaph von der Hand des Mannheimer Hofbildhauers Johann Matthäus van den Branden (1716-1788) zu sehen ist.

1774 erhob Carl Theodor alle vier Kinder aus der Verbindung zu «Reichsgrafen von Bretzenheim», und ließ für sie ab 1782 das ehemalige Wohnhaus der Familie dem Mannheimer Schloss gegenüber zum prächtigen Palais Bretzenheim umbauen. Sämtliche seiner unehelichen Kinder genossen die Vorzüge einer hochadeligen Erziehung: so erhielten die jungen Grafen und Gräfinnen Bretzenheim bei dem im Winter 1777/78 in Mannheim weilenden Mozart sogar kurzzeitig Klavierunterricht.

Zur Versorgung seines einzigen Sohnes aus besagter Verbindung gründete der Kurfürst 1780/82 das «Großpriorat Bayern» des Malteserordens aus den Gütern des 1773 aufgehobenen Jesuitenordens. Das hier gezeigte Porträt vom Mannheimer Hofmaler und Professor an der dortigen Zeichenakademie Heinrich Carl Brandt (1724-1787) zeigt den 13-jährigen Sohn Carl August nach seiner Einkleidung in die Ordenstracht eines Großpriors des Malteserordens. Die Quellen hierzu haben sich erhalten: Carl Theodor war sehr darauf bedacht, einheimische Meister mit der Herstellung der Ordenstracht zu betrauen und beauftragte hiermit die Werkstatt des Mannheimer Bankiers und Uniformlieferanten Schmalz für 280 Gulden. Die Goldstickereien führte der Mannheimer Meister Zell aus, Hofjuwelier Nestel wiederum fertigte ein kleines goldenes Malteserkreuz für 15 Gulden und auch das auf dem Porträt abgebildete weiß-emaillierte Kreuz für 10 Gulden. Auch wurde von höchster Stelle bei der Fertigung der Uniform daran erinnert, dass die Kleidung «wegen starken Wachstum des Herrn Grafen etwas weniger vollkommen zu halten» sei (zit. nach Ebersold, Bretzenheim, 2004, S. 62-64).

Das weitere Schicksal Carl August ist eng mit den historischen Umwälzungen der Zeit verknüpft. Nach dem Tod des Vaters 1799 wurde sein Großpriorat des bayerischen Malteserordens zunächst aufgelöst und er verlor dieses prestigeträchtige Amt. Die ihm 1778 im Alter von zehn Jahren zugefallene Herrschaft Zwingenberg musste er 1803 abtreten, erhielt aber dafür Besitzungen in Ungarn. Er zog nach Wien und verfolgte zunächst seine schon früh begonnene militärische Karriere weiter. Als kaiserlicher Generalmajor quittierte er 1810 im Alter von 42 Jahren den Dienst. In politischer Bedeutungslosigkeit jedoch finanziell abgesichert verbrachte er die letzten Jahre in der Donaumetropole und auf seinen Gütern in Ungarn. Seiner Ehe entstammten fünf Kinder, die das Erwachsenenalter erreichten. Im männlichen Stamm erlosch die Linie der Fürsten von Bretzenheim 1863. Im weiblichen Stamm verliert sich die Spur im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts bei den Freiherrn von Mattencloit-Ubelli, ferner im irischen Dublin bei Eduard Karl, 13. Viscount Taaffe of Corren (1898-1967), aus dessen 1931 geschlossener Ehe mit Mabel Grace Mac Laughlin womöglich noch Nachkommen existieren. Eine weitere Spur führt zu den Geschwistern Gabriele (geb. 1916) und Henriette (geb. 1918) Gräfinnen Coudenhove, erstere war eine 1950 in Arlesheim bei Basel verheiratete Koch (Nebinger 1979, S. 362-63, s.o.).


Porträt Friederike Caroline Josephine von Bretzenheim, Heinrich Carl Brandt (1782)

Friederike Caroline Josephine von Bretzenheim (9. Dezember 1771 - 2. März 1816); Tochter Carl Theodors

Heinrich Carl Brandt (1724 – 1787)
69, 5 x 56,5 cm
1782

Bei der Dargestellten handelt es sich um die Tochter Carl Theodors, Friederike Caroline Josephine von Bretzenheim (1771-1816). Sie war zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Eleonore das letztgeborene Kind aus der Beziehung des Kurfürsten mit der Tänzerin Maria Josepha Seyffert (1748-1771), die drei Wochen nach der Geburt der Zwillinge im Kindbett starb. Friederike Caroline war in Folge eines als Kind erlittenen Treppensturzes mit daraus resultierender, erheblicher Verletzung der Wirbelsäule gehbehindert und wurde von ihrem Vater 1782 zur Fürstäbtissin des Kanonissenstifts zu Lindau bestimmt. Das Bildnis zeigt sie um 1782 als ungefähr 12-jährige Äbtissin von Lindau: sie trägt den symbolischen schwarzen Witwenschleier als Zeichen ihrer religiösen Bestimmung und den edelsteinbesetzten Orden mit habsburgischem Doppeladler des Reichstifts Lindau. Der Kurhut auf dem Kissen rechts weist sie ganz offiziell als leibliche Tochter des Kurfürsten aus, obgleich sie durch ihre nichtstandesgemäße Geburt keinerlei dynastischen Ansprüche hatte. Sie wird von Zeitzeugen beschrieben als eine tüchtige, quirlige, liebenswürdige, aber auch glanzvolle Fürstäbtissin. 1796 entsagte sie jedoch dem geistigen Stand, verließ das Kloster und heiratete Graf Maximilian von Westerholt-Gysenberg (1772-1854) dem sie in zwanzigjähriger Ehe acht Kinder gebar. Bedingt durch die hohe Funktion ihres Mannes unter Napoleons Schwager Joachim Murat, seit 1806 Großherzog von Berg, residierte sie mit ihrer Familie seit 1801 auf dem herrschaftlichen Schloss Oberhausen im westlichen Ruhrgebiet. Sie starb bei der Totgeburt des letzten Kindes im Alter von erst 44 Jahren. Ihre zahlreiche Nachkommenschaft findet sich noch heute in den gräflichen Familien von Westerholt, von Hoensbroech, von Heimendahl, Adelmann von Adelsmannfelden, den freiherrlichen Häusern von Wolff gen. Metternich, von Fürstenberg und natürlich in bürgerlichen Familien. Die Nachkommen ihrer Zwillingsschwester Eleonore, seit 1787 Gräfin von Leiningen, sind ebenso weitverzweigt und leben noch heute fort in den gräflichen Familien von Raczynski, von Wiser in Hirschberg an der Bergstrasse, den freiherrlichen Familien von Gemmingen-Hornberg, von Cetto, aber auch in der bürgerlichen Familie von dem Borne (Nebinger 1979, S. 363-72, s.o.).

Ihr hier vorgestelltes Bildnis gehört zu einer in Abmessung und Rahmung identischen Suite, ursprünglich wohl bestehend aus dem Porträt des Kurfürsten und seiner vier Kinder aus der Beziehung mit Josepha Seyffert . Nur drei der ursprünglich fünf Bildnisse sind bislang nachgewiesen, von denen zwei in der Ausstellung vertreten sind. Gemalt wurden sie vom Hofmaler Heinrich Carl Brandt (1724-1787). Der gebürtige Wiener kam nach seiner Ausbildung beim dortigen Hofmaler Martin van Meytens zunächst nach Frankfurt und dann nach Mainz in die Dienste des dortigen Kurfürsten. Mannheim besuchte er erstmals 1761 und zeigte sich durch die hier herrschenden Kunstverhältnisse derart beeindruckt, dass er sich dort niederließ. Mit den im Jahre 1763  anlässlich der bevorstehenden Kaiserkrönung  von ihm in Lebensgröße geschaffenen Bildnissen des kurfürstlichen Paares hatte sich der Künstler bei seinem Auftraggeber nachdrücklich empfohlen und erhielt so 1764 am Mannheimer Hof eine Anstellung als «Kabinettporträtmahler». Brandt prägte für mehr als zwei Jahrzehnte maßgeblich die Mannheimer Porträtmalerei sowohl bei Hof als auch im Bürgertum. Auch war er als Professor über viele Jahre an der «Mannheimer Zeichnungsakademie» tätig. Seine virtuose Malweise und insbesondere sein feiner Farbschmelz sind für ihn charakteristisch. 1781 folgte er dem Kurfürsten an den Münchner Hof, geriet jedoch wegen seines ausschweifenden Lebenswandels und sich anhäufender Schulden immer mehr in Bedrängnis, so dass er 1787 durch die Einnahme von Gift freiwillig aus dem Leben schied.


Porträt Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz, Pompeo Batoni  (1775/80)

Carl Theodor von der Pfalz

Pompeo Batoni (1708 – 1787), Nachfolge
84 x 70 cm
Um 1775/80

Im Winter 1774/75 unternahm der pfälzische Kurfürst unter dem Pseudonym «Graf von Veldenz» seine erste Italienreise von Mannheim nach Rom. Dort ließ er sich von dem gefeierten Bildnismaler Pompeo Batoni (1708-1787) porträtieren. Dieser hatte sich als Porträtist von englischen Romreisenden in ganz Europa einen Namen gemacht und gilt als Erfinder des «Touristenporträts», wie es in weniger elaborierter Qualität noch heute von Porträt-Schnellzeichnern auf den Plätzen von Touristenmetropolen angeboten wird. Auch bei Batoni entstand in einer kurzen Sitzung zunächst eine gemalte, bzw. gezeichnete Kopfstudie. Diese diente dem Künstler in der Folge als Grundlage für zwei verschiedene Gemäldeversionen: ein von ihm signiertes und 1774 datiertes Brustbild des Kurfürsten in der Uniform des pfälzischen Leibregiments und eine 1775 entstandene, ganzfigurige Fassung mit Harnisch, Purpurmantel nebst Hermelinbesatz und den beiden Ordensketten vom Hubertus- und Pfälzischen Löwenorden. Die Rechte stützt sich mittels Kommandostabs auf einen Marmortisch, auf dem der obligatorische Kurhut ruht. Nach diesem heute in der Alten Pinakothek in München ausgestellten Original Batonis von 1775 entstanden in den kommenden ca. zehn Jahren zahlreiche, zumeist im Format sich unterscheidende Werkstattwiederholungen, wie hier als Halbfigur.

Batonis Porträttypus gehört zu den am meisten verbreiteten Konterfeis des Kurfürsten in seinen späteren Jahren. Die absolutistische, wohl auf Wunsch des Auftraggebers erfolgte Inszenierung erscheint jedoch aus heutiger Sicht merkwürdig bemüht und formal inkohärent: die martialisch-steife und ein wenig leblos-gekünstelte Darstellung der in einen Harnisch gezwängten, beleibten Figur mit all ihren Machtattributen kontrastiert ein wenig mit dem fast scheuen und nachdenklichen Gesichtsausdruck dieses musisch veranlagten «Herrn der sieben Länder». Batonis Porträt wirkt selbst im Kontext seiner Entstehung wie ein wenig aus der Zeit gefallen, gleichsam wie eine Ahnung auf das herandämmernde Ende absolutistischer Machtentfaltung im Stile des so lange beispielgebenden «ancien régime».  1783 unternahm der Kurfürst von München aus eine zweite Romreise, auf der er sich jedoch weder von Batoni noch von anderen Künstlern hat porträtieren lassen. Ob sich daraus eine mögliche kurfürstliche Unzufriedenheit mit Batonis Bildnissen der ersten Romreise ausdrückte, muss indessen reine Spekulation bleiben.


Porträt Carl Theodor von der Pfalz, Wohl Nachfolge Carl Heinrich Brandt (1780/85)

Carl Theodor von der Pfalz

Wohl Nachfolge Carl Heinrich Brandt
104 x 81 cm
um 1780/85

Das Porträt erinnert in seiner Auffassung - jedoch eindeutig nicht in der malerischen Umsetzung - sehr stark an die Bildnisse von der Hand des Hofmalers Heinrich Carl Brandt. Es zeigt den etwa 60-jährigen Kurfürsten um 1780/85 in gewohnter Pose mit Kommandostab, eingekleidet in die Uniform des pfalz-bayerischen Leibregiments mit roten Rockaufschlägen und goldenen Knopflitzen nebst Tressen. Darüber die rote Schärpe des kurpfälzischen Hubertusordens und die sternförmigen Ordensinsignien von Hubertus- und St. Georgsorden. Mittig vor der Brust ist der aufwendig mit Brillanten montierte, ihm 1778 verliehene Orden vom Goldenen Vlies zu sehen. Auf dem Tisch wird der Reichsapfel als Symbol für das Erztruchsessenamt präsentiert, das die Kurfürsten von der Pfalz seit 1356 mit wenigen Unterbrechungen innehatten. Dahinter die bei derartigen offiziellen Porträts stets ins Bild gesetzte Kurkrone.