Herbst im Schlossgarten: Arbeit für ein vielfarbiges Frühjahr
Ganzjährig  im Einsatz – das sind die Gärtner im Schlossgarten Schwetzingen. Sie  sorgen jetzt im Herbst dafür, dass im Frühjahr der ganze Reichtum an  Pflanzen und Farben wieder sichtbar wird. Das Parterre mit dem  Arionbrunnen, den Wasserspielen und den kunstvollen Beeten ist das  barocke Herzstück des Gartens. Damit das so bleibt, steht wieder eine  umfangreiche Neubepflanzung auf dem Programm: 42.000 Pflanzen warten  jetzt darauf, fürs Frühjahr in die Beete gesetzt zu werden. Wie immer  orientieren sich die Spezialisten am historischen Vorbild, sodass sich  der Schlossgarten im Frühjahr wieder so präsentieren wird, wie die Gäste  der kurpfälzischen Residenz ihn schon vor mehr als zwei Jahrhunderten  erlebt haben.
FLORWECHSEL IM OKTOBER
Im Gegensatz zum 18. Jahrhundert, als es  wechselnde Bepflanzungen für Frühling, Sommer und Herbst gab, findet  heute der Florwechsel nur noch zwei Mal im Jahr statt: Im Frühjahr  werden um den 10. Mai herum – nach dem Muttertag – die Rabatten und  Beete mit Sommerblühern besetzt. Jetzt im Herbst wird der Frühling  vorbereitet. Auch hier liegt der Termin fest: Es ist immer die erste  Oktoberwoche, nach dem Feiertag am 3. Oktober. Zum Florwechsel im Herbst  müssen alle mit anpacken. „Jetzt sind die Gärtner mit vielen Helfern  täglich im Einsatz, um die Rabatten im Schlossgarten auf die  Herbstpflanzung vorzubereiten“, erklärt Sandra Moritz, die Leiterin der  Schlossverwaltung Schwetzingen. Die Frühjahrs- und Sommerbepflanzung  wird komplett gerodet. Der Grünschnitt wird auf Schlepper geladen und in  der Baumschule des Schlossgartens kompostiert. In den leeren Beeten  wird der Boden mit der Fräse gelockert, organisch gedüngt und  anschließend mit Rechen planiert. Dann werden die krautigen Pflanzen in  Pflanzrastern ausgelegt, die ihr Vorbild im barocken kurfürstlichen  Garten haben. Gepflanzt wird nach einem exakten Plan: Wie auf einem  Schachbrett wechseln die Sorten, angelegt in fünf Längsreihen. Die  äußeren Reihen entsprechen sich, die mittlere Reihe ist solitär  bepflanzt. Alle 4,8 m wiederholt sich das Muster.
PFLANZENVIELFALT IM GARTENPARTERRE
Das „große Abräumen“ und die  gleichzeitige Neuanlage sind für die Gartenspezialisten ein wahrer  Kraftakt. Dutzende Helferinnen und Helfer kommen zum Einsatz. Insgesamt  werden 42.000 krautige Pflanzen gesetzt – das heißt auch: 42.000 Mal  bücken! Die ursprünglich im barocken Garten blühenden Zwiebelpflanzen  werden zur Zeit nicht gesetzt – das „Tulpenfeuer“, eine Pilzerkrankung  bei Zwiebelgewächsen, erfordert eine mehrjährige Karenzzeit, bis der  Boden wieder frei von Pilzsporen ist. Verzichten müssen die Besucher auf  eine bunte Pflanzenvielfalt im Frühling trotzdem nicht. Statt Tulpen  und Narzissen werden Veilchen, Tausendschön, Bellis, Primeln,  Greiskraut, Vergissmeinnicht, Gemswurz, Goldlack und Silberblatt im  Frühjahr ihre Pracht entfalten. Während der Gartenarbeiten ist der  Zugang zum Schlossgarten für die Besucher uneingeschränkt möglich,  sodass sich die Gäste selbst ein Bild machen können, was das Gärtnerteam  in diesen Oktobertagen alles bewältigt.
PFLANZUNG NACH HISTORISCHEM VORBILD
Die Basis für alle Arbeiten  ist ein Lehrbuch aus dem Jahr 1709: Es ist das Werk „La théorie et la  pratique du jardinage“ (Theorie und Praxis der Gartenanlage) von  Antoine-Joseph Dezallier d’Argenville. Der französische Gelehrte und  Gartenarchitekt war der maßgebliche Lehrmeister des 18. Jahrhunderts.  Aus seinem damals weit verbreiteten Buch wissen die Gartenspezialisten,  wie die fürstlichen Gärten bepflanzt und bestellt wurden. Dezallier  widmet ein ganzes Kapitel seines Buches der Parterre-Bepflanzung. Nach  dieser Anleitung gehen die Schwetzinger Gärtner bis heute vor. Dezallier  beschreibt detailliert, wie tief man umgraben muss, welche Pflanzen  wann und wie gesetzt werden sollen und vor allem, wie man eine  ansprechende optische Wirkung erzielen kann. So können die Fachleute bis  heute nachvollziehen, wie der kurfürstliche Garten aussah, als Carl  Theodor das Parterre von seinem Hofgärtner Johann Ludwig Petri anlegen  ließ. 
MEISTERWERK EUROPÄISCHER GARTENKUNST
Der Schwetzinger  Schlossgarten ist ein Glanzstück der europäischen Gartenbaukunst.  Innerhalb von 30 Jahren entstand unter dem Kurfürsten Carl Theodor,  seinem Baumeister Nicolas de Pigage und dem Gartenarchitekten Friedrich  Ludwig von Sckell ein prachtvoller Park als Zentrum der kurfürstlichen  Sommerresidenz. Zwei Konzeptionen der Gartengestaltung, die französische  und die englische, sind hier als einzigartige künstlerische Leistung  miteinander verknüpft. Das Zusammenspiel von Gartenkunst, Architektur,  Skulptur und Kunsthandwerk macht den Schwetzinger Schlossgarten zu einem  der am besten erhaltenen Gartenschöpfungen des 18. Jahrhunderts.
SERVICE
ÖFFNUNGSZEITEN Schlossgarten
bis 28. Oktober täglich 9.00 – 20.00 Uhr letzter Einlass 19.30 Uhr
29. Oktober bis 24. März
täglich 9.00 – 17.00 Uhr letzter Einlass 16.30 Uhr
PREISE (Schlossgarten) 
Erwachsene 6,00 €; ermäßigt 3,00 €
Familien 15,00 € Gruppen (ab 20 Personen) 5,40 € p.P.
Schloss und Schlossgarten Schwetzingen 
Schloss Mittelbau 
68723 Schwetzingen 
Telefon 0 +49 (0) 6202 81 486
Telefax +49 (0) 6202 81 386
info@schloss-schwetzingen.de 
