Mittwoch, 15. April 2020

Schloss und Schlossgarten Schwetzingen | Allgemeines Am 23. April 1843 starb Johann Michael Zeyher, Gartengestalter und Botaniker

Der Schlossgarten Schwetzingen gilt europaweit als einmalige Schöpfung der Gartenbaukunst. Maßgeblich an der Ausgestaltung des Landschaftsgartens beteiligt war der badische Gartendirektor Johann Michael Zeyher, der am 23. April 1843 starb. Der Schöpfer des berühmten Arboretums mit Bäumen aus aller Welt war ein kreativer Gartengestalter: Er veränderte den Seepferdgarten zu einer landschaftlichen Anlage und wandelte das große Bassin in einen natürlich geformten Weiher um. Auch den Ehrenhof gestaltete er neu. Seit fünf Jahren präsentiert sich der Schlosshof zur Stadt hin wieder so, wie er 1835 von Zeyher angelegt worden war.

ERWEITERUNG DER KURFÜRSTLICHEN BAUMSAMMLUNG
Das bedeutende Gartenkunstwerk der Schwetzinger Sommerresidenz, unter Kurfürst Carl Theodor umgestaltet und erweitert, wurde auch im 19. Jahrhundert ausgebaut: Johann Michael Zeyher, 1806 zum badischen Gartendirektor ernannt, trat in Schwetzingen das Erbe gleich drei bedeutender Gartenarchitekten an: Johann Ludwig Petri (1714–1794), Nicolas de Pigage (1723–1796) und Friedrich Ludwig von Sckell (1750–1823). Einen Namen machte sich Zeyher als Vollender der kurfürstlichen Baumsammlung: Abseits von den üblichen Gartenwegen verbirgt sich der Schatz – das Arboretum. Es wurde ab 1777 vom Hofgärtner Friedrich Ludwig von Sckell angelegt und von Gartendirektor Zeyher vervollständigt. Tausende von Gehölzen aus der ganzen Welt gelangten in diesen Teil des Gartens, direkt hinter der Orangerie.

 

DAS ARBORETUM – EIN GARTEN FÜR STUDIENZWECKE
Der badische Markgraf Carl Friedrich, der selbst botanisch interessiert war, erteilte seinem Gartendirektor 1804 den Auftrag für ein weiteres Arboretum im Schwetzinger Landschaftsgarten. Zeyher legte einen forstbotanischen Garten zu Studienzwecken für junge Gärtner an, in dem er die stolze Zahl von 9.500 Gehölzen sammelte – eine in Deutschland damals einzigartige Auswahl. Viele dieser Schätze sind auch heute noch zu besichtigen und zu normalen Zeiten stellen die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg diese botanischen Schätze im Rahmen von Führungen vor, beispielsweise den Jahrtausendbaum Ginkgo, die imposanten mächtigen Mammutbäume oder den Maulbeerbaum. Sobald mit dem Rückgang der Corona-Epidemie der Termin der Wiedereröffnung des Schlossgartens Schwetzingen erkennbar wird, werden die nächsten Termine dieser Führung veröffentlicht.

 

UMWANDLUNG DES GROSSEN BASSINS

Auch die Umwandlung des großen Bassins mitten im Landschaftsgarten geht auf Johann Michel Zeyher zurück. 1823/24 entfernte er die Einfassungen am Nord-, West- und Südufer und verwandelte das Gewässer in einen See mit geschwungenen Uferlinien. Die Genehmigung hierzu erhielt Zeyher, indem er sich erbot, die Maßnahme allein durch den Verkauf der Mauersteine aus der Bassin-Einfassung zu finanzieren. Das romantisch-düster anmutende „schauerliche Wäldchen von Nadelholz“ an der gegenüberliegenden Landspitze des Sees geht auch auf seine Gestaltungsidee zurück.

 

NEUGESTALTUNG DES EHRENHOFS

Der Ehrenhof zur Stadt hin, einst als Schauplatz für repräsentative Empfänge und als Kutschenvorfahrt vor dem Schloss genutzt, verlor im 19. Jahrhundert seine Funktion. Das zeigt sich besonders in der Umgestaltung durch Johann Michael Zeyher in den Jahren 1834 und 1835. Mit seiner Gestaltung führte er den Flieder in Schwetzingen ein, den er in Form von Hochstämmchen rund um zwei Rasenovale platzierte. Heute ist der Ehrenhof nach einer Sanierung wieder im historischen Zustand zu sehen – wie Zeyher ihn anlegen ließ.

 

Johann Michael Zeyher – Gartengestalter und Botaniker

Johann Michael Zeyher wurde am 26. November 1770 in Obernzenn bei Ansbach geboren und ging bei dem Ansbacher Hofgärtner Johann Kern in die Lehre. Er arbeitete in Ludwigsburg, Stuttgart und Karlsruhe, bevor er 1792 eine Anstellung im botanischen Garten der Universität Basel bekam. 1801 ernannte ihn der badische Markgraf Carl Friedrich zum Hofgärtner, 1804 berief er ihn nach Schwetzingen. 1806 wurde Zeyher als Gartenbaudirektor Leiter sämtlicher großherzoglicher Gärtnereien in Baden. Er gestaltete mehrere Anlagen im Sinne des Landschaftsgartens um und machte sich einen Namen als Botaniker. Unter anderem legte er eine forstbotanische Gehölzsammlung und ein Sortiment alpiner Pflanzen im Schwetzinger Arboretum an. Sein „Herbarium Zeyheri“, eine Sammlung präparierter Tiere und Pflanzen aus aller Welt, ging im Zweiten Weltkrieg verloren. 1826 erhielt er den Titel „Großherzoglicher Geheimer Hofrat“ und 1835 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Schwetzingen. Zeyher starb am 23. April 1843 in Schwetzingen.

 

Information

Aktuell sind Schloss und Schlossgarten Schwetzingen wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ebenso wie alle Kultureinrichtungen geschlossen.

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