DAS „SCHWEIZER ZIMMER“
Im Schloss Schwetzingen stand der Reichsgräfin Luise Karoline von Hochberg, der zweiten Ehefrau von Kurfürst Karl Friedrich, im zweiten Obergeschoss ein eigenes Appartement mit Audienzzimmer, Gesellschaftszimmer, Wohnzimmer und Ankleidezimmer zur Verfügung. Das Gesellschafts- oder „Compagniezimmer“, das der Hofstaat als Empfangszimmer nutzte, ließ sie 1804 besonders prachtvoll ausstatten: mit grandios bedruckten Tapeten. Diese gaben dem Raum seinen Namen: „Schweizer Zimmer“.
KOSTBARKEIT AUS FRANKREICH
Hergestellt wurden die Meisterwerke von der französischen Tapetenfabrik „Zuber & Cie“ in Rixheim. Im Jahr 1790 unternahm Jean Zuber erste Versuche, zusammengeklebte Papierbahnen zu bedrucken. Diese ersten Versuche waren nicht erfolgreich, da das Papier immer wieder Falten schlug. Erst nach der Erfindung von Endlospapierrollen konnte sein Verfahren industriell angewandt werden. Zuber gründete 1797 eine Firma, die bis heute existiert. Sie hat neben dem beeindruckenden Alpenpanorama auch die „Ansichten Nordamerikas“ entworfen. Diese schmücken heute den Empfangsraum des Weißen Hauses in Washington. Am Ende des 18. Jahrhunderts kamen diese aufwändig bedruckten Bildtapeten aus Papier in Mode. Die luxuriösen Panoramen hielten Einzug in den anspruchsvollen Räumen von Schlössern, aber auch in reichen bürgerlichen Haushalten.
BERGLUFT IN SCHWETZINGEN
Für ihr Gesellschaftszimmer wählte die Gräfin eine Tapete mit Alpenlandschaft, „Vue de suisse“ genannt. Die Motive zeigen wie eine Art Bilderbuch die beliebte Schweizer Alpenregion, die man gerne bereiste und die für den aufkommenden Tourismus immer attraktiver wurde. Das Panorama weist dabei einen besonders großen Detailreichtum auf: Zu sehen sind unter anderem der Brienzer See, das Matterhorn, der Staubbachwasserfall, die Eigernordwand, ein Jäger auf Bärenjagd und Sennerinnen und Senner in typischer Tracht. Dass die Papiertapeten mit ihren suggestiven Blicken in die Landschaft so perfekt erhalten sind, ist eine Besonderheit: Das fragile Material hat in vielen Fällen dazu geführt, dass Papiertapeten des 18. Jahrhunderts sich nur in Fragmenten erhalten haben. Die Schwetzinger Panoramatapeten hingegen präsentieren sich farbkräftig, fast wie zur Zeit der Gräfin von Hochberg – eine absolute Kostbarkeit.
Information
Aktuell sind Schloss und Schlossgarten Schwetzingen wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ebenso wie alle Kultureinrichtungen geschlossen.