KLIMAWANDEL ERFORDERT ANPASSUNG
In den historischen Gartenanlagen von Schwetzingen, Rastatt-Favorite und Weikersheim sind durch den Klimawandel die zum Teil 200 bis 300 Jahre alten Solitäre und Baumgruppen extrem gefährdet. Die zunehmende Trockenheit und Wärme setzen traditionsreiche Baumarten wie Rotbuche und Eiche unter deutlichen Stress: Schüttere Baumkronen und tote Äste sind die Anzeichen, zunehmend sterben ganze Bäume ab. Vom Schlossgarten Schwetzingen ausgehend, wo die Studie jetzt Ende November startet, soll das Projekt die Grundlagen liefern für die denkmalgerechte Erhaltung der historischen Gärten in ihrem überlieferten Erscheinungsbild.
KLIMA-BÄUME UND PILZ-PARTNER
„Um zu verstehen, wie wir den Schlossgärten helfen können, brauchen wir erst einmal eine umfassende Bestandsaufnahme. Nur so lassen sich Strategien dafür entwickeln, die es uns möglich machen, ein Gartenkunstwerk wie den Schlossgarten Schwetzingen für die nächsten Generationen zu ertüchtigen“, fasst Michael Hörrmann die Zielsetzung der Monitoring-Studie zusammen. „Gerade angesichts des Klimawandels ist es wichtig, die Umwelt und auch unser kulturelles Erbe genau zu beobachten und zu schützen. Deshalb freuen wir uns, dieses wichtige Projekt mit den nicht abgeholten Gewinnen der Glücksspirale zu unterstützen. Damit setzen wir die erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg fort“, erklärt Lotto-Geschäftsführer Georg Wacker. Das Projekt, das gemeinsam mit dem Naturkundemuseum Karlsruhe umgesetzt wird, ist innovativ, denn es bezieht erstmals, neben Gefäßpflanzen und Insekten, auch die Pilze in die Untersuchung mit ein – und geht damit einen wesentlichen Schritt über vergleichbare Erhebungen in anderen Bundesländern hinaus.
ERFORSCHUNG EINER KOMPLEXEN SYMBIOSE
Nicht selten leben Bäume und bestimmte Pilze in einer Gemeinschaft – und Baum und Pilz oder Mykorrhiza, so die wissenschaftliche Bezeichnung, sind so sehr auf einander angewiesen, dass sie nicht alleine überleben. Ein spezieller Typ von Mykorrhiza ist die sogenannte Ektomykorrhiza. Partner dieser Symbiose sind meist Großpilze und Bäume. Typische Pilze sind Pfifferling, Täubling und Knollenblätterpilz. Auch unterirdisch wachsende Pilze wie die Sommertrüffel gehören zu den Ektomykorrhizapilzen. Viele Ektomykorrhizapilze sind heute vom Rückgang betroffen oder sogar vom Aussterben bedroht. Das hat mehrere Gründe: Es werden – häufig exotische – Baumarten gepflanzt, die keine Ektomykorrhiza-Symbiosen mit heimischen Pilzen eingehen. Viele Ektomykorrhizapilze bilden vorzugsweise mit alten Bäumen Symbiosen. Die historischen Gärten zeichnen sich durch ihre inzwischen selten gewordenen Altbäume und durch ihre Biodiversität, ihren Reichtum an Pflanzenarten auf engem Raum, aus. Ein Nebeneffekt: Die Erkenntnisse aus den Untersuchungen in den Gärten hilft auch, geeignete Pflegestrategien für die Forstwirtschaft, für Straßenbäume oder Stadtparks zu entwickeln.
DEN TRÜFFELN AUF DER SPUR
Zum Startschuss der zweijährigen Untersuchung in Schwetzingen trafen sich die an der Studie beteiligten Akteure im Schlossgarten: Geschäftsführer Michael Hörrmann und Prof. Dr. Hartmut Troll, der zuständige Gartenhistoriker der Staatlichen Schlösser und Gärten, begrüßten ein ganzes Team von Wissenschaftlern und Spezialisten: Peter Karasch, Fachberater Mykologie (Univ. gepr.) und Pilzsachverständiger (DGfM), Dr. Markus Scholler, Pilzexperte des Naturkundemuseums Karlsruhe und wissenschaftlicher Leiter der Gesamtstudie sowie Felix Rentschler, der im Rahmen seiner Promotion besondere Pilze erforscht. Eine ganz wesentliche Unterstützung bei der Begehung der weitläufigen historischen Parkanlage auf der Suche nach Pilzkulturen ist ein Trüffelhund. Das hochspezialisierte Tier spürt mit seiner sensiblen Nase besondere Pilzvorkommen auf. Nach Abschluss der Monitoring-Studie wollen die Fachleute der Staatlichen Schlösser und Gärten in der Lage sein, die Bedingungen für Mykorrhizapilze und damit für die Altbäume gezielt zu verbessern, und bei Nachpflanzungen von Anfang an diese so wichtige Symbiose von Bäumen und Pilzen zu fördern.
FÖRDERUNG DURCH MITTEL DER GLÜCKSSPIRALE
„Ein Trüffelhund ist ganz gewiss nichts Alltägliches. Dass er jetzt zum Einsatz kommt, um die Biodiversität im Schwetzinger Schlossgarten zu untersuchen, zeigt auf erstaunliche Weise, wie vielseitig und komplex Denkmalschutz sein kann“, zeigt sich Lotto-Geschäftsführer Georg Wacker beeindruckt. Im Rahmen der Denkmalförderung unterstützt die Staatliche Toto-Lotto GmbH das bundesweit wirkende Projekt in den historischen Gärten mit 240.570,00 Euro aus den nicht abgeholten Gewinnen der Glücksspirale; die Förderung erstreckt sich über zwei Jahre. Michael Hörrmann würdigte als Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten die langjährige und gute Zusammenarbeit der beiden Institutionen und dankte der Staatlichen Toto-Lotto GmbH für das Ermöglichen der Monitoring-Studie. Seit vielen Jahren trägt die kontinuierliche Denkmalförderung durch Mittel der Glücksspirale wesentlich zur Arbeit der Staatlichen Schlösser und Gärten bei. Insbesondere der Erhalt der Monumente wird immer wieder durch Lotto-Mittel finanziert. In Schwetzingen war es zuletzt etwa die Restaurierung des Grünen Jagdpavillon am Schloss, die durch Mittel der Glücksspirale ermöglicht wurde.
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