GENIALER GARTENGESTALTER
Im April 1754 erhielt Hofgärtner Johann Ludwig Petri „einstweilen“ 100 Dukaten für seine „zu Schwetzingen gehabten und noch täglich habenden emsigen Bemühungen und Kösten“. Petri entwarf das reizvolle Kreisparterre im Schwetzinger Schlossgarten – eine weltweit einmalige Schöpfung der barocken Gartenbaukunst. Johann Ludwig Petri (1714-1794) war der Sohn des Eisenacher Hofgärtners Johann Nikolaus Petri. Nach einer Ausbildung zum Gartenarchitekten war Petri um 1740 in Saarbrücken tätig. 1742 wurde er zum Hofgärtner von Herzog Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken ernannt. Christian IV. war ein Verwandter des mächtigen Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz, der in Schwetzingen seine Sommerresidenz hatte.
ZU BESUCH IN SCHWETZINGEN
1752 hielt sich Hofgärtner Petri zum ersten Mal in Schwetzingen auf. Bei seinem Besuch hatte er die richtige Eingebung: Er entschloss sich, „noch 2 täg zu Schwetzingen zu verbleiben umb dasigen Schloßgarthen und die an solchen antragende gegend auf zu nehmen, damit Er hernechst gdst. (gnädigst) erforderten falls über einen aufs neue anzulegenden garthen einen riss zu verfertigen im stande seye“. Bereits im darauffolgenden Jahr 1753 sandte ihn sein Dienstherr Herzog Christian IV. zu Carl Theodor nach Schwetzingen. Denn die Sommerresidenz des Kurfürsten befand sich im Umbau – für die Neugestaltung des Gartens wollte man die Expertise Petris einholen.
SCHÖPFER DES KREISPARTERRES
Noch im selben Jahr legte Petri einen Entwurf vor, den der Kurfürst sofort genehmigte. Petris Gartenplan zeigte die zeittypische Gestaltungsweise nach der Vorlage des französischen Gartentheoretikers Antoine Joseph Dezallier d´Argenville. Der geplanten Anlage lag ein Kreisparterre zugrunde. Im Osten wird es durch zwei Zirkelbauten umfasst, im Westen durch zwei in Viertelkreisen angelegte Laubengänge. Daran schließen rechtwinklig Heckenbereiche an. Die Mitte des Kreisparterres ist durch den Arionbrunnen mit beeindruckender Fontäne betont. Das gesamte Parterre wird von einem Kiesweg, Zirkus genannt, umfasst und kreuzförmig von einer Längs- und Querachse durchzogen. Petri kombiniert für den Zirkel verschiedene Parterreformen – auch die üblichen Rechtecke, die als „Parterres à l’angloise“ aus einer durch Zierwege gegliederten Rasenfläche bestehen.
OBERHOFGÄRTNER CARL THEODORS
1755 starb der Kollege Petris, der kurpfälzische Hofgärtner Mourian. Die Hofkammer hatte Bedenken, einen Nachfolger für Mourian zu ernennen, weil „in solchem Fall einer dem anderen leichtlich im Weg stehen dadurch aber die gute Einrichtung verzögert und behindert werden möge“. So ernannte man Petri schließlich zum Oberhofgärtner, obwohl er seine Stelle in Zweibrücken dafür nicht aufgab. Petri sollte überlegen, „wie und auf welch best nützliche arth das hiesige (Mannheimer) und Schwetzinger Hofgartenwesen mit vortheil und einschränkung deren bisherig grossen Kösten einzurichten“ sei. Sein Gehalt von 600 Gulden jährlich bezog er bis 1758. Am 9. Februar bat er, „ihn der Direction des kurfürstlichen Gartenwesens huldreichst zu entlassen“. Der Herzog von Zweibrücken vertraute ihm nämlich „einen guten Teil neuer Arbeit“ an.
EINZIGES ERHALTENES MEISTERWERK
Seit der Rekonstruktion der Gartenpartie nach dem Originalplan Petris vor einigen Jahren ist das Kreisparterre im Schlossgarten Schwetzingen in seiner ganzen Pracht wieder zu erleben. Da Petris später entworfene Gartenanlagen in Zweibrücken, bei Schloss Jägersburg und Schloss Pettersheim den Revolutionskriegen am Ende des 18. Jahrhunderts zum Opfer fielen, ist sein Kreisparterre in Schwetzingen das einzige Gartenkunstwerk, das der Nachwelt erhalten blieb.
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