KURFÜRST CARL THEODOR UND DER FORTSCHRITT
In schwierigen Situationen, wie etwa bei Naturkatastrophen, kann man unterschiedlich reagieren. Eine Möglichkeit: mit klarem Kopf nach einer Lösung suchen. Blitze und Unwetter waren oft der Grund für große Brände – nicht zuletzt in der Kurpfalz. Spektakulärer Fall: 1764 hatte ein Gewitter das Heidelberger Schloss in Brand gesetzt, das damit vollends zur Ruine geworden war. 1769 traf es den Schwetzinger Marstall. Gegen solche Katastrophen wollte der Kurfürst zukünftig gewappnet sein: Carl Theodor verfügte als erster Landesherr in Europa am 27. Februar 1776, dass alle Schlösser und Pulvertürme seiner Länder mit „Wetterleitern“ versehen werden sollten.
AM 17. JULI ERFOLGT DIE MONTAGE IN SCHWETZINGEN
Kurfürst Carl Theodor, ein Förderer der Wissenschaften, beschäftigte schon seit 1760 den Physiker, Meteorologen und Jesuitenpater Johann Jakob Hemmer, geboren 1733 in Horbach/Pfalz, gestorben 1790 in Mannheim. Als Direktor des Physikalischen Kabinetts experimentierte Hemmer im Mannheimer Schloss nach dem Vorbild des Amerikaners Benjamin Franklins mit elektrischer Ladung und Entladung. Von Franklin stammte auch die wegweisende neue Idee, der Brandgefahr durch den Blitzeinschlag nicht mehr nur durch Hoffen und Beten, sondern naturwissenschaftlich zu begegnen. Kurfürst Carl Theodor folgte dem Rat von Johann Jakob Hemmer, alle Schlösser und Pulvertürme in der Kurpfalz mit Blitzableitern zu versehen. Am 17. Juli 1776, vor 245 Jahren, begann die Montage des ersten „Hemmer‘scher Fünfsterns“, so wurde der Blitzableiter genannt, auf dem Dach des Schwetzinger Schlosses. Dort ist er heute noch zu sehen – als der älteste Blitzableiter Europas! Auch auf dem Turm des Unteren Wasserwerkes und auf den beiden Minaretten der Moschee im Schlossgarten, hier mit türkischen Habmonden verziert, befinden sich noch originale Hemmer‘sche Fünfsterne.
SIEGESZUG DES FÜNFSTERNS
In der Residenzstadt Mannheim wurden die Häuser des Akademiepräsidenten und des sächsischen Gesandten Graf von Riaucour mit Fünfsternen versehen; das Schloss erhielt 1783 einen Blitzableiter. Auch in anderen deutschen Ländern waren die Dienste Hemmers gefragt. 1777 wurden auf der Abtei von St. Blasien im Schwarzwald Blitzableiter errichtet. Herzog Carl Eugen von Württemberg ließ sein Hohenheimer Schloss damit ausstatten. In München erhielt Schloss Nymphenburg den Fünfstern. Auch die Düsseldorfer Nebenresidenz wurde vom pfälzischen Landesherrn damit bedacht. Im Auftrag der Kurfürstin Elisabeth Auguste wurde 1786 ihr Schloss in Oggersheim und die dortige Wallfahrtskirche mit „Wetterleitern“ versehen.
FÖRDERER DER WISSENSCHAFTEN
Kurfürst Carl Theodor sorgte mit seinem Interesse und seiner finanziellen Unterstützung dafür, dass in Mannheim und Schwetzingen Forschung stattfand, die die Region schon damals zu einem „Hotspot“ der Naturwissenschaften machte. Die von ihm 1763 gegründete Pfälzische Akademie der Wissenschaften konnte bedeutende naturwissenschaftliche Erkenntnisse erzielen, neben der Entwicklung von Blitzableitern das Entdecken neuer Sterne und die Einführung von Wetterbeobachtungen.
SERVICE
ÖFFNUNGSZEITEN Schlossgarten Schwetzingen
Täglich 8.00 bis 21.00 Uhr, letzter Einlass 19.30 Uhr
PREIS (ohne Führung)
Erwachsene 7,00 €
Ermäßigte 3,50 €
Familien 17,50 €
Das Schloss ist zurzeit noch geschlossen.
ZugangsbedingungEN zum Garten ab 1. Juni:
Erfassung der Kontaktdaten. Diese erfolgt online über die Webseite www.schloss-schwetzingen.de. Die Registrierung vor Ort ist in Ausnahmefällen möglich, sofern kein digitaler Zugang vorhanden ist. Es gilt die Pflicht zum Tragen einer Maske (medizinische Maske oder FFP2-Maske) an allen Ein- und Ausgängen, an Engstellen und im Bereich der Toiletten.
KONTAKT
Schloss und Schlossgarten Schwetzingen
Schloss Mittelbau
68723 Schwetzingen
Tel. 06202 81 415
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