EIN MEISTERWERK VON NICOLAS DE PIGAGE
Mit dem Schlosstheater hat der berühmte Architekt Nicolas de Pigage von 1752 bis 1753 sein erstes Meisterwerk in Schwetzingen geschaffen. Seinen 300. Geburtstag – Pigage wurde am 2. August 1723 im lothringischen Lunéville geboren – nehmen die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg zum Anlass, das Schlosstheater in „Pigage-Theater“ umzubenennen. „Wir möchten de Pigages wichtigstes Werk in Schwetzingen mit seinem Namen ʽkrönenʻ“, sagt Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, und erläutert die Hintergründe: „Der bisherige Name, ʽRokoko-Theaterʻ, ist aus heutiger Sicht genau genommen unpassend. Es gibt im Schlosstheater nur noch ein einziges Rokokoelement nämlich die Kartusche mit den Initialen „CT“, die für Kurfürst „Carl Theodor“ stehen, in dessen Auftrag das Theater erbaut wurde. Denn 1770 wurde die ursprüngliche Rokokoausmalung im frühklassizistischen Stil übermalt.“ Hinzu kommt, dass der Name „Rokoko-Theater“ 1937 vom „Hakenkreuzbanner“, dem zentralen Presseorgan der NSDAP in Mannheim und der Region, eingeführt wurde. „Auch wenn der Name selbst nicht belastet ist, sind die Umstände ohne Frage ein weiterer triftiger Grund für die Umbenennung“, erklärt Michael Hörmann. Als das Theater 1753 fertiggestellt war, sprach man zunächst vom „Komödienhaus“, später vom „Schlosstheater“. Im August 2023 wird die Namensänderung in „Pigage-Theater“ im Rahmen der Feierlichkeiten anlässlich des 300. Geburtstages des Architekten offiziell gefeiert.
NICOLAS DE PIGAGE`S WIRKEN IN DER KURPFALZ
Nicolas de Pigage war ein erfolgreicher Architekt und Gartenplaner. Ab 1749 war er bei Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz angestellt. 1752 ernannte ihn der Kurfürst zum „Oberbaudirektor der Kurpfalz“ sowie 1762 zum „Gartendirektor“ seiner Sommerresidenz in Schwetzingen. Neben mehreren großen Bauten für den Schwetzinger Schlossgarten wie dem Badhaus und dem Merkurtempel wurde de Pigage in der gesamten Kurpfalz für zahlreiche Schlossbauten herangezogen. So realisierte er den Bibliothekssaal für das Mannheimer Schloss, der als seine bedeutendste Raumschöpfung gilt.
EUROPAS ÄLTESTES ERHALTENES RANGTHEATER
In Schwetzingen schuf de Pigage von 1752 bis 1753 mit dem Schlosstheater im Nördlichen Zirkelbau des Schwetzinger Schlosses das erste offene Rangtheater in Europa, das heißt ein Theater ohne Logeneinbauten in den Rängen. Nur im Parterre gab es vergitterte Hoflogen für Theaterbesucherinnen und -besucher, die nicht erkannt werden wollten. Eine Fürstenloge gab es nicht. Neu war auch die Neigung des Zuschauerraumes zur Bühne, der mit festen Sitzbänken mit einfachen Rückenlehnen ausgestattet war. Die feste Bestuhlung sollte das „freizügige“ Verhalten des Theaterpublikums wie rauchen oder essen unterbinden. Die ursprüngliche Ausmalung im Rokokostil war durch bunte Blumengirlanden geprägt. Nach 1770 wurde das Theater in zurückhaltenden Grautönen im frühklassizistischen Stil neu ausgemalt. Begab sich der Kurfürst Carl Theodor im Sommer nach Schwetzingen, so folgte ihm sein berühmtes Orchester, die Mannheimer Hofkapelle. Neu war, dass sich die Aufführungen nicht mehr nur an die kurpfälzische Hofgesellschaft richteten, sondern für alle kostenlos zugänglich waren – auch das spiegelt sich in de Pigages richtungweisender Architektur wider.
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