Schloss und Schlossgarten Schwetzingen, Garten, Merkurtempel

Ruinenbau im Schwetzinger SchlossgartenDer Merkurtempel

Im 18. Jahrhundert erfreuten sich Ruinenbauten in Gärten großer Beliebtheit. Als Zeichen der Vergänglichkeit erinnerten sie den Betrachter an die eigene Sterblichkeit. In dieser Zeit entstand auch der Merkurtempel im Schwetzinger Schlossgarten, der gleichermaßen Ruine und Grab darstellt.

Schloss und Schlossgarten Schwetzingen, Merkurtempel

Eine schon verfallen gebaute Ruine: der Merkurtempel.

Geplant als Ruine

Auf Wunsch des Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz entstand von 1787 bis 1792 der Merkurtempel. Architekt Nicolas de Pigage schlug vor, einen antiken Tempel als Gegenüber zur Moschee zu bauen. Der neue Bau wurde bewusst als Ruine gebaut, um dem Betrachter den Eindruck zu vermitteln, es handele es sich um ein altes, antikes Gebäude. Durch die vulkanischen Tuffsteine und die
halb offene Kuppel wirkt der dreigeschossige und turmartige Ruinenbau verfallen und düster. Das poröse Gestein verweist auf den verwitterten Travertin antik-römischer Bauten. Als Tempel erinnert der Bau außerdem an ein römisches Kuppelgrab – ein weiterer Hinweis auf die Vergänglichkeit.

Schloss und Schlossgarten Schwetzingen, Merkurtempel

Die künstliche Ruine des Merkurtempels fügt sich in die Herbstlandschaft.

Faszination des Vergangenen

Im 17. Jahrhundert war die längst vergangene Antike Inspirationsquelle der Architekten und lieferte Vorlagen für zahlreiche Bauten. Darauf aufbauend entwickelte sich im 18. Jahrhundert eine regelrechte Ruinenfaszination, die zum Bau künstlicher Ruinen wie dem Merkurtempel führte. Die Bauten sollten eine malerische Wirkung entfalten, mit der Natur zusammenspielen und herrschaftliche Traditionen aufnehmen. Vor allem erinnerten sie jedoch an die Vergänglichkeit des Menschen und seiner Werke.

Schloss und Schlossgarten Schwetzingen, Moschee

Merkurtempel und Moschee stehen sich gegenüber.

Die Symbolik des Turms

Wie die anderen Bauwerke im Schlossgarten hatte der Merkurtempel eine tiefergehende, verborgene Bedeutung und lässt daher Spielraum für Interpretationen. Als Tempelbau erinnert er an ein römisches Kuppelgrab, Reliefs zeigen Episoden aus dem Leben des Gottes Merkur. Als Ruine gemahnt der Merkurtempel an die Vergänglichkeit. Er steht gegenüber der Moschee auf der anderen Seite des Weihers und lässt folgende Deutung zu: Der Tempel, der für die Nacht und den Tod steht, ist das Gegenstück der prächtigen Moschee, die das Leben und den Tag symbolisiert.

Der Vergänglichkeit begegnen die Menschen seit Jahrhunderten mit dem Wunsch nach Schönheit und Ewigkeit. Schlösser, Burgen und Klöster sind bis heute ein glänzendes Vermächtnis für die Zukunft. Die Themenwelt „Unendlich schön. Monumente für die Ewigkeit“ wirft einen Blick auf diese spannenden Themen.

Unendlich schön