Schloss und Schlossgarten Schwetzingen, Retirade der Kurfürstin, Leibstuhl

OHNE FLIESSEND WASSERKURFÜRSTLICHE LEIBSTÜHLE

Fließendes Wasser ist aus Badezimmern heute nicht mehr wegzudenken. In früheren Zeiten gestaltete sich der Gang auf das „stille Örtchen“ jedoch ganz anders: Diener entsorgten die Hinterlassenschaften ihrer Herrschenden und spülten die Gefäße mit Wasser aus.

Schloss und Schlossgarten Schwetzingen, Badhaus, Leibstuhl aus dem Jahr 1775

Der Leibstuhl des Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz.

BESONDERE STÜHLE BRACHTEN ERLEICHTERUNG

Im 18. Jahrhundert bezeichnete man die Toilette als Retirade – ein Name, der von dem französischen Wort „retirer“, „sich zurückziehen“, stammt. Im Badhaus hat sich der Leibstuhl des Kurfürsten Carl Theodor aus dem Jahr 1775 erhalten. Er besteht aus einem Holzgestell mit einer Sitzbrille, die stoffbezogen und mit Rosshaar gepolstert ist. Auf einem darunter angebrachten Brett stand der Nachttopf aus Keramik, versteckt von modischen Stoffüberwürfen. Ein Deckel gab dem Stuhl den Anschein eines gewöhnlichen Möbelstücks.

Schloss und Schlossgarten Schwetzingen, Retirade der Kurfürstin, Leibstuhl

Die Kurfürstin besaß einen eigenen kleinen Raum.

DAS „GEHEIME GEMACH“ DER KURFÜRSTIN

Vom Schlafzimmer der Kurfürstin Elisabeth Augusta führt eine Tapetentür zum „geheimen Gemach“, der Toilette. Sie ist mit grüner Holzvertäfelung ausgekleidet, besitzt kleine Ablageregale und einen Leibstuhl. War der „Stuhlgang“ erfolgreich, so bot eine Durchreiche am Boden die Möglichkeit zur diskreten Entsorgung. Über ein angrenzendes Treppenhaus entfernten die Diener die kurfürstlichen Hinterlassenschaften.

Inventar der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Leibstuhl, um 1800

Ein Leibstuhl mit einer Wasserspülung – eine Sensation im 19. Jahrhundert.

EINE ENGLISCHE ERFINDUNG

Ein Leibstuhl mit richtiger Wasserspülung setzte sich erst später durch. Ein tragbares Wasserklosett wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in England erfunden. Dank der Handgriffe aus Gusseisen war das Möbelstück überall aufstellbar. Die eingebaute Spülung hatte klare Vorteile; denn das Wasser reinigte nicht nur das Porzellanbecken auf hygienische Art, sondern schützte auch vor unangenehmen Gerüchen. Die Toilette trat bald ihren Siegeszug um die Welt an.

Die Themenwelt „Feuer und Wasser“ stellt die Macht der Elemente in Schlössern, Gärten und Klöstern in den Mittelpunkt. Erkunden Sie das Spiel mit Feuer und Wasser und erfahren Sie von der Bändigung, Inszenierung und Entfesselung dieser Elemente.

Themenwelt „Feuer und Wasser“