Alte Schriftstücke

Philosophische KorrespondenzDer Kurfürst undVoltaire

Der französische Philosoph und Schriftsteller Voltaire (1694–1779) verweilt mehrmals am Hof Carl Theodors von der Pfalz in Schwetzingen. Zwischen Kurfürst und Aufklärer entsteht eine lockere Freundschaft, die sich durch den regen Briefwechsel nachvollziehen lässt. 

François-Marie Arouet (Voltaire), Porträt von Nicolas de Largillière, nach 1725

Voltaire lebte an mehreren europäischen Höfen.

EIN AUFKLÄRER KOMMT AN DEN HOF

1753 überwirft sich Voltaire mit König Friedrich II. und verlässt Preußen. Carl Theodor lädt den Dichter daraufhin in seine Sommerresidenz ein. Hier erholt sich Voltaire und berichtet: „Ich bin augenblicklich im Lustschloß seiner Durchlaucht des Kurfürsten von der Pfalz. Es fehlt mir nur Gesundheit, um alle Vergnügungen zu genießen. Französische und italienische Komödie, große italienische Oper, Komische Oper, Balletts, große Essen, Konversation, Höflichkeit, Würde, Einfachheit, das ist der Mannheimer Hof.“

Schloss und Schlossgarten Schwetzingen, Schlosstheater, Blick zur Bühne

Stücke Voltaires auf der Schwetzinger Bühne.

VOLTAIRES STÜCKE IM SCHLOSSTHEATER

Während Voltaires Aufenthalt kommen Opern und Komödien auf die Bühne des Schlosstheaters, darunter auch seine eigenen Stücke. Beim zweiten Besuch 1758 lässt Carl Theodor Voltaires Tragödie „Mahomet ou le fanatisme“ aufführen. Voltaire arbeitet im Schloss an seinem Werk „Candide“ und liest dem Kurfürsten daraus vor. 1759 überstellt er seinen Sekretär Cosimo Collini in die Dienste des Kurfürsten. Ihm schickt der Dichter, wieder in Paris, Regieanweisungen für sein Stück „Olympie“, das 1762 zweimal mit großem Erfolg in Schwetzingen gegeben wird.

Schloss und Schlossgarten Schwetzingen, Arbeitszimmer Carl Theodor im Gartenpavillon

Im Arbeitszimmer schrieb der Kurfürst seine Briefe.

VIEL DICHTUNG UND ETWAS PHILOSOPHIE

Neben dem dichterischen Werk zeigt sich Carl Theodor auch an der aufgeklärten Gedankenwelt des Philosophen Voltaire interessiert. Immer wieder bittet er den Franzosen um dessen Einschätzung, etwa in politischen Fragen. So schreibt der Kurfürst 1757: „Erzeigen Sie mir die Gefälligkeit, mir Ihre Meinung über die gegenwärtige Lage von Europa mitzutheilen. Sie können mir ganz offen schreiben; Sie sind ja in einem freien Land und ich bin so verschwiegen und redlich wie einer von Ihren Republikanern.“

Grußformel Carl Theodors aus der Korrespondenz mit Voltaire, 1754

Carl Theodor verließ sich auf Voltaires Urteil.

KEIN WIEDERSEHEN

Mit den Jahren wird der Briefwechsel zwischen Philosoph und Regent seltener. Besuche Voltaires bleiben ganz aus. In einem Brief an Collini schreibt er 1768: „Ich will, bevor ich sterbe, noch einer Pflicht genügen und einen Trost geniessen: ich will Schwetzingen wiedersehen. Dieser Gedanke beherrscht meine ganze Seele. Ich kann nur während einer sehr heißen Jahreszeit dorthin reisen, denn meine schlechte Gesundheit verlangt, daß ich zehn Monate des Jahres heize.“ Voltaire wird nicht mehr in die Kurpfalz reisen.

Lernen Sie bei einer Führung den Arbeitsplatz des Kurfürsten im Gartenpavillon kennen.

Frankreich und Deutschland blicken auf eine wechselvolle gemeinsame Vergangenheit zurück. Die Themenwelt „Ziemlich gute Freunde. Frankreich und der deutsche Südwesten“ betrachtet mit faszinierenden Geschichten, Anekdoten und Persönlichkeiten die spannungsreiche Beziehung der beiden Nachbarländer.

Ziemlich gute Freunde