Schloss Schwetzingen, Gartenfront mit Arionbrunnen im Winter

Kühles für die KurfürstenEisherstellung im Schloss

Um Speisen und Getränke frisch zu halten, richtete man im Barock Eiskeller ein. In Schwetzingen liegt er im Anbau zum Oberen Wasserwerk. Hier wurden verderbliche Nahrungsmittel gelagert und mit Eisblöcken gekühlt, die man im Winter aus dem Bassin im Schlossgarten gesägt hatte.

Oberes Wasserwerk Schloss Schwetzingen

Das Wasserwerk für die Fontänen im Schlossgarten.

Ein Gebäudekomplex mit vielen Funktionen

Das Obere Wasserwerk wurde ab Mitte des 18. Jahrhunderts an Stelle eines hölzernen Brunnenhauses zum Betrieb der Wasserspiele des östlichen Schlossgartens errichtet. Es besteht aus einem Brunnen- und Pumpenhaus, dem Wasserturm und einem Wohnhaus für die Maschinisten. Unter den Wohnräumen für die Arbeiter, in denen heute das Finanzamt untergebracht ist, befinden sich die Gewölbe des Eiskellers. Aber auch ein hoher Raum im Wasserturm diente als natürlicher Kühlschrank.

Schloss Schwetzingen, Eiskeller im Oberen Wasserwerk
Schloss Schwetzingen, Eiskeller im Oberen Wasserwerk
Schloss Schwetzingen, Kühlraum im Oberen Wasserwerk

Das Gewölbe des Eiskellers konnte von oben mit Stangeneis befüllt werden.

Der Eiskeller

Der Eiskeller liegt zu einem großen Teil unter der Erde. Das Gewölbe und ein großer hohler Pfeiler konnten von oben mit Eisblöcken befüllt werden. Denn schon damals war bekannt, dass die kalte Luft nach unten fällt. Über eine steile Treppe vom Wasserturm aus war der Keller zugänglich. Gelagert wurde hier vor allem Obst und Wein. Im darüber liegenden Raum, von dem aus das Eis eingefüllt wurde, dienten Querstangen aus Eisen ebenfalls zur Lagerung von Lebensmitteln.

Schwetzingen, Oberes Wasserwerk, Wildbretgewölbe im Wasserturm

Der hohe Raum diente als natürlicher Kühlschrank.

DER KÜHLRAUM IM WASSERTURM

Das Wasserwerk trieb die Wasserspiele im Schlossgarten nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren an: Je höher man das Wasser im Turm pumpte, desto höher stiegen die Fontänen. Deshalb lagen die beiden Wasserbehälter im Obergeschoss des Turms 16 Meter über dem Boden. Das enorme Gewicht musste mit massiven Pfeilern und Spitzbögen gestützt werden, so dass der darunterliegende Raum den Eindruck einer gotischen Kathedrale macht. Der Raum, durch seine dicken Mauern auch im Sommer kühl, wurde als Lebensmittellagerraum genutzt. An den heute noch in den Pfeilern verankerten Eisenhaken wurde Fleisch aufgehängt. Der Raum wird deshalb als Wildbretgewölbe bezeichnet.

Schloss Schwetzingen, Gläserkühler im Grünen Speisezimmer

Gläserkühler sorgten für kalte Getränke.

SPEISEEIS UND GEKÜHLTE GETRÄNKE

Auch im 18. Jahrhundert schätze die Hofgesellschaft an heißen Tagen gekühlte Getränke und Speiseeis. Aus zerstampftem Obst, das mit Zucker und Alkohol in Eisgefäßen kalt gerührt wurde, stellte man das Dessert her. Um Getränke kalt zu halten, füllte man Eis aus dem Eiskeller in Flaschenkühler aus Porzellan oder Silber. Zudem kühlten Diener die Gläser in sogenannten „Seau à verre“. Auf dem Schenkentisch im grünen Speisezimmer stehen zwei dieser Porzellangefäße mit Wellenrand, in die die Gläser zum Kühlen gehängt wurden.

Schloss Ludwigsburg verfügt ebenfalls über einen unterirdischen Kühlraum. In einem Steilhang, gelegen im nördlichen Schlossgarten, befindet sich der größte noch erhaltene Eiskeller einer Schlossanlage in Süddeutschland.

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